Jetzt fliegen aber wirklich die letzten Weihnachtsbäume raus! Während gut protestantische Bäume schon nach dem 6. Januar (Epiphanias) den Weg alles Irdischen gehen, werden gut katholische Bäume erst jetzt (Lichtmess) weggeschickt. Die profane Wirklichkeit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.
Ich nehme das zum Anlass über das zu berichten, was unterm Baum lag, am 24. Dezember. Nicht alles, nur, was die beste Pfälzerin und ich uns gegönnt haben. Vorhang auf:
Drei Bücher, jedes gebunden, mit Lesebändchen. Lese-Genuss, Stück für Stück:
Carlos Ruiz Zafón, Das Spiel des Engels
Ein spannender Roman. Schöner Stil, was natürlich auch an der Übersetzung liegt (Peter Schwaar heißt der Sprachmeister). Der Held David Martín schildert sein rätselhaftes und teils trauriges Leben. Nie langweilig. Nur der Epilog, den denke ich mir weg… 711 Seiten, die sich lohnen.
Jürgen Neffe, Darwin: Das Abenteuer des Lebens
Ein dreifacher Erzählstrang: die Reise Darwins mit der Beagle, dem Forschungsschiff, und wie Darwin auf dieser Reise zu seiner Theorie kam; des Autors Reise entlang der Route der Beagle ; das Leben Darwins. So miteinander verwoben, dass auch einiges zur Wirkungsgeschichte und zu aktuellen Fragen einfließt. Gut und gerne gelesen.
Jan Weiler, Drachensaat
Wer nach „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ und „Antonio im Wunderland“ einen ähnlichen Brüller erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Eine skurrile Geschichte wird vor unseren Augen entrollt, der erste Teil aus der Sicht eines heruntergekommenen Architekten, der zweite als Protokoll eines Finanzhais, und zum Schluss aus fiktiven Medienberichten zusammengestellt: Wie entstand Drachensaat, was wollten sie usw.
Wer jetzt nichts versteht: Ich will nicht mehr verraten. Kurz: Es geht um eine Entführung – Plaung, Durchführung und ende des Dramas. Jan Weiler hat den Humor nicht verloren. Vor allem im letzten Teil präsentiert er Formenvielfalt und imitiert den Stil verschiedener Zeitungen und Fernsehformate. Schön.
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