Posts Tagged ‘Frieden’

Friedensdemo im Fotolabor

15. 7. 2014

Opa war in den braunen Zeiten Mitläufer. Zu Hause sagte er „Die Verbrecher“, wenn er von den Nazis sprach. Niemand hat ihn denunziert.

Im 1. Weltkrieg  hat er das Eisernes Kreuz 2. Klasse und die Württembergische Militärverdienstmedaille in Silber bekommen (als Rheinländer!). Doch sein Herz schlug links und er wusste, für wen er den Kopf hinhalten durfte: Für Kaiser und Industrie.

Im Nachlass fand sich dieses Foto.

Wir haben den Krieg satt

Die Inschrift an der Wand ist nachträglich eingefügt worden, wie man bei genauerem Nachsehen entdecken kann. (Analoges Photoshop des frühen 20. Jahrhunderts, sozusagen.) Anders wäre es zu riskant gewesen.

Höchstens 95 Jahre alt

4. 9. 2013

In Ypern (flämisch Ieper) ist kein Haus, kein Baum, kein Strauch älter als 95 Jahre alt. Die Gegend war eine der am stärksten umkämpften Frontabschnitte im 1. Weltkrieg. Auf kleinster Fläche in vier Jahren 500.000 vernichtete Menschenleben. Die Hügelkette um die Stadt war von deutschen Truppen besetzt. Ihnen gegenüber, in der Stadt, belgische und britische Heere.

Die Begegnungstagung der deutsch-belgischen Protestanten tagte in der Nähe von Ypern, zum Thema „Vom Thema Krieg und Frieden – Zur Erinnerung an den 1. Weltkrieg vor 100 Jahren“. Am letzten vollen Tag hatten wir neun Stunden, um einiges von der Stadt und der Geschichte zu erfahren. Zu kurz, um alles ausführlich anzuschauen. Lang genug, um zu spüren: Die Schrecken dieses Krieges sind noch nah.

1919 kehrte die Bevölkerung wieder zurück in die (nun) „tote Zone“. Zehn Jahre dauerte der Wiederaufbau. Heute wird in Ypern wieder gelebt und geliebt und gelacht. Und erinnert und getrauert.

Immer Mist

2. 9. 2013

Arlissa besingt deutlich den Beziehungskrieg. Aber die (Sprach-)Bilder kommen vom Militärischen her. Das ist uns in diesen Tagen näher gerückt.

Krieg ist immer Mist. So herum wie so herum.

Viel Schwung und viele friedliche Gedanken für diese Arbeitswoche!

Wenn Bibelleser sterben

29. 1. 2013

Am 29. Dezember kam er auf Intensiv. Erst sah es gut aus. Dann ging es ganz plötzlich bergab mit allem und so ist der alte Herr aus der Welt gegangen.

Abends, beim Gespräch im Haus des Verstorbenen:

„Wissen Sie, was wir unter anderen Papieren auf seinem Schreibtisch gefunden haben?“

Ich bekam einen Andachtskalender zu sehen.
Obenauf das Kalenderblatt vom 28. Dezember.
Oben stand:

Simeon sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast.
Lk 2, 29

Es traf, dieses Wort.

Internationaler Gebetstag für den Frieden

21. 9. 2012

Was macht eigentlich der Ökumenische Rat der Kirchen so?

Das zum Beispiel heute: Er ruft zum Internationalen Gebetstag für den Frieden auf.
Auf einer Facebook-Seite kann man Aktionen und Gebete nachlesen oder – sofern bei Facebook registriert – aufschreiben.

Ich selbst mag dieses gereimte Gebet und empfehle es zur Lektüre und Meditation.

Votivkirche: Lieber auf den Boden schauen

27. 7. 2012

Nach all dem Gerümpel schaue ich mit Genuss auf die bunte Symmetrie des Bodens.

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Das gibt fast schon inneren Frieden. 🙂

Über meine Glückssucht

17. 6. 2012

Hurra, dank Bundespräsident weiß ich jetzt: Ich bin glückssüchtig! Genauer: Ich bin Teil einer glückssüchtigen Gesellschaft.

Ich kann es nämlich wirklich nur schwer ertragen, dass es wieder deutsche Gefallene gibt.

Den Bruder meiner Mutter konnte ich nie Onkel nennen, weil er 16 Jahre vor meiner Geburt gestorben ist. Er war Soldat. Er wurde getötet. Er war ein deutscher Gefallener.

Ich hätte ihn lieber kennengelernt als nur seine Fotos zu betrachten.
Ich wäre lieber zu der Bestattung eines 80-jährigen Onkels gefahren als über die  Umbettung eines 22-jährigen in Nordwestrussland zu lesen.

Dank meiner Erziehung,
die zum überwiegenden Teil meine Mutter übernahm,
finde ich, das Wort „Gefallener“ beschönigt einen meist grausamen, schmerzvollen Tod.

Und dank dieser Erziehung dreht sich mir der Magen um,
wenn ich das Wort „Vaterland“ höre.

Vermutlich verdanke ich es auch dieser Erziehung, dass ich – etwa seit Mitte der Neunziger – bei der „verantwortungsvollen Rolle, die Deutschland in der Welt übernehmen muss“ immer an Willem Zwo denken muss und seinen „Platz an der Sonne“.

Ich bin glückssüchtig. Und vermutlich ein ganz, ganz schwerer Fall.

Ende der Friedensdekade

16. 11. 2011

Wieder geht eine Friedensdekade zu Ende.  Sie geht vom Volkstrauertag (2. Sonntag vor Advent) bis Buß- und Bettag, also 10 Tage. Sie gibt es schon seit über dreißig Jahren.

Die Friedensdekade entstand in der kirchlichen Jugendarbeit der DDR. Sie ist nach wie vor mit dem Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ verbunden. Es gibt sie weiterhin.

Aus diesem Anlass ein aktueller Song.

Mit vorgeschalteter Werbung , aber Originalvideo

„Ja,“ denke ich mir, „kommerziell.“ Und auch: „Ein Versuch auf einer Welle zu schwimmen.“
Auf der anderen Seite: Es ist  Gutes, was von dieser Welle hergeschwappt wird. Wäre der Inhalt dieses Liedes vor 100 oder 80 Jahren Anliegen vieler Menschen gewesen, hätte die Geschichte vielleicht einen weniger blutigen Verlauf genommen.

Unten am Fluss…

25. 2. 2011

… da legen wir Waffen und Lasten ab. Die neuen Gewänder liegen bereit.

Ist es schon so weit? Hoffentlich haben wir noch Zeit, bis wir die neue Garderobe ausprobieren. Aber mal die Waffen ablegen, man könnte es ja mal versuchen, jetzt schon.

Anregung

5. 1. 2009

Im Gedankenaustausch mit wortman bin ich wieder auf Christian Morgenstern gekommen, dessen Galgenlieder meist über den Kopf den Weg zum Herzen finden.
Hier ein ziemlich unbekanntes Gedicht, das nach über einhundert Jahren weiterhin aktuell ist:

Die zwei Turmuhren

Zwei Kirchturmuhren schlagen hintereinander,
weil sie sonst widereinander schlagen müssten.
Sie vertragen sich wie zwei wahre Christen.
Es wäre dementsprechend zu fragen:
warum nicht auch die Völker
hintereinander statt widereinander schlagen.
Sie könnten doch wirklich ihren Zorn
auslassen, das eine hinten, das andre vorn.
Aber freilich: Kleine Beispiele von Vernunft
änderten noch nie etwas am großen Narreteispiele der Zunft.

Christian Morgenstern