psalm psalm gebet

unsere gebete sind weichgespült, herr
in denen schwebst du oben
und wir haben nur wenige bilder für dich

verhalten beten wir um gerechtigkeit
und wünsche, die tyrannen mögen staub fressen
verlaufen im sand leerer herzen

verhalten beten wir um frieden
und dass du schwerter zerbrichst
haben wir gelernt zu übersehen

herr, lass uns die weichgespülten worte verlernen
und schenke uns wieder die kraft wüster psalmen
damit unsere gebete uns wieder bewegen

denn wer dir berserkerwut andichtet
traut dir wenigstens etwas zu
und ringt mit einem unbequemen gott

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35 Antworten to “psalm psalm gebet”

  1. nandalya Says:

    Die Kriegerin in mir nickt, die Buddhistin lächelt. Unbequem ist gut. Und weichgespült sind immer nur die anderen. Kratz beiß fauch

  2. OneBBO Says:

    Sowas wie

    „und dass du schwerter zerbrichst
    haben wir gelernt zu übersehen“

    provoziert natürlich jeden Agnostiker.

    Wo zerbricht er denn Schwerter? Dass ein Gott die Menschheit aus unerfindlichen Gründen (vielleicht zur Selbstfindung?) alleine rumwurschteln lässt, ohne helfend einzugreifen, mag ich als Kirchen- und Gottdistanzierte ja noch hinnehmen.

    Keine Weltentwicklung aber gibt den Hinweis, dass „er“ Schwerter zerbricht. Polemik mit Beispielen aus der Gegenwartsgeschichte liegt da nahe, aber darauf möchte ich der Sachlichkeit halber verzichten 🙂

    • theomix Says:

      Die Psalmen berufen sich darauf (dass er es so machen will). Und Gebete sollten es auch tun.
      Realität beschreibt es nicht, auch wenn ich die Traditionslinie Jesus – Franz von Assisi – Quäker – Gandhi – ML King bemühen könnte. Noch werden, leider, Schwerter zu häufig genutzt und zu selten zu Pflugscharen umgeschmiedet.

  3. Tausend Says:

    Wenn ich nicht zu weichgespült wäre, würde ich mich gegen die Heraufbeschwörung des Berserkerpsalmengotts auflehnen.

  4. Claudia Sperlich Says:

    Ich stimm Dir mal einfach zu, Theomix.
    Ja, dreinschlagen kann Er, und ich bitte Ihn drum.

    Und dann wieder stimm ich gar nicht zu –
    wenn ich nämlich unter einer Nachricht von Unwettern in Italien mit Todesopfern lese: Gott habe das zugelassen, damit wir uns wieder zu Ihm kehren, und wir hätten es ja nicht anders gewollt – wenn ich das von zwei Menschen in ähnlicher Form lese, wenn ich kommentiere, ob „wir“ die Schreiber einschließt – und zur Antwort nur bekomme, ich solle „lesen und verstehen“.
    Dann frag ich Ihn:
    Konntest Du eigentlich keine dümmeren, arroganteren, gemeineren Wesen machen als Menschen? Und mußtest Du unbedingt machen, daß auch ich ein Mensch bin?

    • theomix Says:

      Hm. 😐
      Manchmal wird es nicht einfacher, wenn man sieht, wie viel Er zulässt, einen selbst inklusive….

    • Tausend Says:

      Kann man von Eurem Gott verlangen, dass er „dreinschlägt“, Feinde vernichtet oder sonst irgendwie Gewalt anwendet?
      Wenn ich das lese, denke ich, dass die Eifersucht des Einen, der keine anderen neben sich zulassen kann, dazu geführt hat, dass er (bzw. das Bild der Menschen von ihm) sich immer weiter teilt und es doch eigentlich viele gibt. Auch wenn ich an einen Einen glauben würde, wir könnten nie an den gleichen glauben. Ein Gott mit menschlichen Zügen, den man bitten kann, die eigenen Interessen zu vertreten – das könnte bestenfalls ein halbwegs gerechter Monarch sein. Aber ein Gott, der die gesamte Schöpfung repräsentiert, hat sicher besseres zu tun, als die Kriege der Menschen auszufechten oder aufzuhalten.
      Id quidem est provocatio in sensu recto.

      • theomix Says:

        ein Gott, der die gesamte Schöpfung repräsentiert, hat sicher besseres zu tun, als die Kriege der Menschen auszufechten oder aufzuhalten.

        Sehe ich auch so. Gott mag allerdings unsere Projektionen und damit wir uns nicht zu Monarchen, Tyrannen und Göttern aufschwingen, sollen wir uns in unseren Bitten austoben. Da wir es nicht ausreichend tun, verliert der Mensch seine menschlichen Züge und Gott entschwebt. Das ist gewisslich wahr.

        • Tausend Says:

          Vielleicht weißt Du, was Gott mag, aber ich glaube es nicht. 🙂 Mag sein, dass es für den einen oder anderen gut ist, sich auszutoben. Mein Gewissen würde das nicht mitmachen, wenn ich die allerhöchste Instanz um irgendeine Gewalttat bitten würde. Anderen etwas Schlechtes zu wünschen, ist verkehrt. Auch wenn es Feinde sind. Und wenn man sich sowas wünscht, warum sollte man Gott in seine eigene moralische Unvollkommenheit mit reinziehen?

        • theomix Says:

          Weil man nur mit ihr der ganze Mensch ist, der man ist, und den nimmt Gott an. Da bin ich mir sicher. Sonst weiß ich nicht, was Gott mag, und ich irre mich ständig. Vermutlich.

        • Tausend Says:

          Sie zu haben ist etwas anderes als sie auszuleben.

        • theomix Says:

          Genau das. Wenn ich sie ausspreche, muss ich sie nicht mehr ausleben. Dazu helfen heutzutage Therapien. Klassisch kann das auch im Gebet passieren. Und wem es an Phantasie mangelt, hat die Psalmen…

      • Claudia Sperlich Says:

        „Kann man von Eurem Gott verlangen, dass er “dreinschlägt”, Feinde vernichtet oder sonst irgendwie Gewalt anwendet?“
        Nein.
        Aber Ihn drum bitten.

        • Tausend Says:

          Wir sind ja nicht auf Konsens angewiesen. Sowas möchte ich niemanden bitten.

        • Claudia Sperlich Says:

          Wenn es z.B. darum geht, die seit Monaten von Terroristen entführten und dauervergewaltigten Mädchen in Nigeria und Nordirak zu befreien, bitte ich durchaus um Gewalt. Anders hat mans ja schon versucht.
          Ich mag mich nicht mehr auf einen sanften Pazifismus zurückziehen, wenn ich sehe, daß das nur auf Kosten der Schwächsten geht.

        • Tausend Says:

          Man kann sich wünschen, dass das Grauen ein Ende hat. Aber mehr Gewalt führt immer zu noch mehr Gewalt. Welchen Sinn hat es, noch mehr davon extra zu wünschen?
          Aus meiner Sicht vermischst Du Möglichkeiten konkreten politischen Handelns unter den bestehenden Unberechenbarkeiten und Grausamkeiten mit einer göttlichen Ebene.
          Wenn Gott die Mädchen, von denen Du sprichst, befreien könnte und wollte, würde er es tun. Ich bin sicher, man müsste ihn nicht darum bitten und er bräuchte dazu keine Gewalt.

        • OneBBO Says:

          Ja, da stimme ich Tausend zu – ob man „selbst“ meint, etwas nur mit Gewalt lösen zu können oder ob man „Gott“ darum bittet, Gewalt einzusetzen, sind ja wirklich zwei ganz verschiedene Dinge. Ich könnte ja Gott auch anflehen, dass er den Terroristen Einsicht verleiht. Wenn meine Gebete wirken könnten, hielte ich das für sinnvoller, als um blutende Schwerter zu bitten.

      • theomix Says:

        Für mich sind Gebete eher Poesie als Dogmatik.
        In einem Gebet bleiben Widersprüche.
        Und wie Gebete wirken, ob sie Gott, die Welt oder den betenden verändern, wäre jetzt eher Sache der Dogmatik.

        • Tausend Says:

          Dass Du Gebete nicht als „absolute“ Texte siehst, verstehe ich. Auch, dass sie für Dich eine Möglichkeit der Beziehung zwischen Mensch und Gott darstellen, in der es nicht um Korrektheit oder moralisch richtiges Denken geht und dass Du sie nicht festnageln willst, um diesen psychischen oder emotionalen Aspekt darin nicht einzuengen.
          Was ich nicht verstehe, ist das Forcieren von Gewaltgedanken. Dann lieber weichgespült. Man muss Gott keine Berserkerwut unterstellen, um es ernst zu meinen.
          Möglicherweise versteh ich auch irgendwas anderes nicht. Aber die Grate sind da ja auch oft sehr schmal.

        • theomix Says:

          Ich forciere nicht, ich stellte fest, sie sind in r und die Frage ist oft, wohin mit den Aggressionen. Äußere ich sie im Gebet und projiziere sie auf Gott, dann wird schlimmstenfalls Gott der Vollstrecker meiner Wünsche. Besser als dass ich vermeintlich Gottes Willen erfülle und dreinschlage. Das finde ich in den Psalmen eben nicht. wohl dass Gott zornig erwünscht wird. Das habe ich mir erlaubt „Berserkerwut“ zu nennen.

          Ich „befürchte“, dass du sehr wohl sehr viel verstehst und deswegen beschäftigen mich diese Fragen sehr. (Danke.)

        • Tausend Says:

          Wahrsscheinlich ist es irgendwo zwischen äußern und projizieren, wo unser Denken sich trennt.
          Mich beschäftigt es irgendwie auch sehr, schon seit den Psalmen.

        • theomix Says:

          Könnte dort sein. Mich haben diese aggressiven wünsche vor sehr langer Zeit beschäftigt. Und mittlerweile.. aber dann finge ich wieder von vorne an.

  5. preachitbaby Says:

    Dein Psalmgedicht hat mich nicht losgelassen. Möchte es mir abspeichern & ausdrucken und am liebsten bei mir rebloggen. Seit einem knappen Jahr denke ich über Gebet nach – ändert es nur etwas im Herzen des Beters oder wird Gott wirklich bewegt, etwas Äußeres zu tun? Ich kann nicht mal die Frage richtig stellen, die ich dazu habe.

    • theomix Says:

      Ich finde die Frage jetzt deutlich. Und bin ja sehr gerührt, dass dich der Text so trifft. Darfst all das gewünschte gerne mit ihm machen.
      Stilistisch folge ich SAID, Psalmen. Sieh einmal hier. Auszüge gibt es auch über Google Büchersuche.

      • preachitbaby Says:

        Ja, fürs Erste ist die Frage vielleicht doch nicht so schlecht. Verschiedene Auswirkungen von Gebet wurden in einer ST-Vorlesung angesprochen, doch es war eher eine Randbemerkung, das eigentliche Thema war ein anderes. Das hat meinem Denken viel Antrieb und Stoff gegeben. Danke für den Link – der Stil sagt mir sehr zu. Liebe Grüße!

  6. Die Topfpflanze auf dem Fensterbrett – einige Gedanken zum Bittgebet | Preach it, Baby! Says:

    […] entdeckte dieses Gedicht vor nun beinah drei Wochen im Theomix von Jörg. Es ließ mich nicht los und sorgt dafür, dass ich einen neuen Anlauf nehme, um mich dem […]

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