Am 22. April sank die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Einige Tage später war frühmorgens ein Bericht im Radio. Von 170.000 Tonnen ausfließendem Öl täglich war die Rede. Mir fuhr ein Hieb in die Magengrube. Der Golf von Mexiko – verseucht: wie lange braucht das Öl, um die Karibik zu erreichen? Und wie viel geht dann irgendwann in den Atlantik?
Und keine Chance BALD eine Lösung zu finden, hieß es.
Acht Wochen ist das her. Fast so lange brauchte ich um die Sprache wiederzufinden. Denn es ist doch ungeheuerlich: Wegen eines Machtspielchens zwischen der Ölgesellschaft und der Regierung geht die Bohrinsel hopps. Und in der Folge die Umwelt.
Alles ganz und gar von Menschen gemacht. „Wohlauf, lasst uns die Erde aufbohren Öl zu gewnnen, auf dass wir uns einen Namen machen.“ So klingt es für mich analog zur Turmbaugeschichte 1. Mose 11. Es ist das „göttliche Wir“ der Schöpfung, das der Mensch übernimmt. In überaus großer Selbstanmaßung.
Und im Jahr 5770 nach Erschaffung der Welt* muss Gott nicht mehr herniederfahren wie einst. Es erledigt sich alles wie von selbst. Und leider ist es dann ganz folgerichtig anders als beim Zauberlehrling: Die entfesselten Mächte bannt kein alter Hexenmeister, der nur das richtige Zauberwort zu sprechen braucht. Es fließt weiter.
Und so zerstört der Mensch munter den Ast, auf dem er sitzt. Nicht auszudenken, kaum auszuhalten. Jeden Tag über 100.000 Tonnen. Hundert Millionen Kilogramm Öl, jeden Tag…
Es hat mir lange den Hals zugeschnürt. Die Sprache fand ich almählich wieder, als ich einen Link per Mail erhielt. Die Seite Gratefullness.org ist von David Steindl-Rast initiiert, und er verfasst weiterhin mit. Und es wird verlinkt zu „Spirituality and Practice“. Hier ist zur Zeit ein Bild der Ölpest, und die Frage, was diese Umweltkatastrophe für die Spiritualität bedeutet. Noch lange nicht ausgelotet.
Und oft genug übersehen: Während die Sinne der Verbraucher geschärft werden, jedes Fitzelchen Müll exakt zu trennen, ist es still geworden um die Industrie. Was tut die eigentlich zum Schutz der Schöpfung? Hier waren es ja auch keine Sportangler, die aus Versehen eine Pipeline angeritzt haben.
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*: Die jüdische Zeitrechnung. Da es um einen Text aus der Urgeschichte geht, habe ich diese Zahl genommen. Sie hat für mich symbolischen Charakter. Nach meinem Verständnis liefert die Urgeschichte (1. Mose 1 – 12) keine historischen Berichte.
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