Die Andacht aus dem aktuellen Gemeindebrief greift Gedanken auf, die ich in mehreren Beiträgen hier schon einmal geschrieben hatte.
Sich zurücklehnen und aufrecht stehen – beides geht, nur nicht zusammen
Die Bedürfnisse wechseln: Mal möchte ich mich zurücklehnen und das Gefühl haben, ich bin angenommen, um mich wird sich gekümmert.
Und dann genauso das Andere: ich bin etwas wert, mir dessen bewusst und will mich nicht über mich bestimmen lassen.
In mir wohnt beides. Ich vermute, bei den meisten anderen Menschen auch. Und das ist schon so von Kindesbeinen an: „Ich bin schon groß!“, heißt es. Und dann kurz darauf in Mamas Armen.
Im Glauben ist es nicht anders.
Wenn ich an den Guten Hirten glaube, möchte ich Teil der Herde sein. Vielleicht bin ich das Schaf, das verloren war und das er sich auf die Schultern hebt.
Und gleichzeitig bin ich mündiger Christ, will mir nichts vorschreiben lassen, selbständig fragen und denken.
Manche werfen den Kirchen vor, sie wollen die Menschen unmündig halten – weil sie so abhängig bleiben und man leichter über sie verfügen könne. Aber die Ursprünge sagen anderes:
„Ich bin der gute Hirte“, sagt Jesus nach dem Johannesevangelium (Kapitel 10). Daher kommt es. Und in demselben biblischen Buch sagt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde“ (Kapitel 15). Wer Christ ist, so übersetze ich das, lebt „auf Augenhöhe“ mit Christus. Er oder sie kann eine selbständige Beziehung zu ihm, zu Gott aufbauen. Unterwerfung ist nicht geboten, sondern gefragt ist das Herz auf dem rechten Fleck – und dass wir es zum Zuge kommen lassen.
Beides gehört zusammen, wie zwei Seiten einer Münze. Es lebt sich gut damit. Und der Glaube wächst und wird nicht klein gehalten.
Sommer ist die Zeit, in der wir das Wachsen und Reifen in der Natur beobachten. Aber vielleicht auch bei uns selbst. In diesem Sinne wünsche ich eine gute Sommerzeit!
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