Über den Segen wäre zu schreiben und was für Folgen er hat,
über den Kampf, der einem verordnet ist,
und darüber, wo Gott zu finden ist.
Was unterbleibt.
Weil der Segen im Analogen verpackt ist,
der Kampf nicht in den Kommentaren stattfindet
und weil Er mich eher findet, wenn ich Geräte aus der Hand lege.
ich habe sie alle ausgetrickst
den bruder den vater den onkel
macht euch nichts vor
ich musste meinen preis bezahlen
wie zum beweis
körperlich war nie gewalt
und der segen war mit mir
hätt ich dem skrupel gehorcht
ich wäre nicht hier
geduld und umsicht sind meine stärken
alles ist wohl bedacht
den bruder wiederzusehen
nach zwanzig jahren
sollte rache sein ziel sein
den frauen und kindern wird er nichts tun
bedienen soll er sich an den herden
morgen dann sehen wir weiter
alles ist gut soweit
nacht fällt über den fluss
und das dunkel greift
und die angst nach der seele
das übersehene
drückt zu boden
und würgt
Dieser Weg wird kein leichter sein, Jakob. Dieser Weg wird steinig und schwer.
Denn jetzt läufst du weg von deinem Vater, von deinem Bruder, die du betrogen hast. Wo ist dein Segen jetzt?
Du bist auf der Flucht, Jakob, sieh hin. Noch so jung – und schon am Ende.
Hast du dir das nicht selber eingebrockt? Den Bruder so lange gereizt, bis es ihm zu viel wurde. Hast ihn betrogen und den Vater dazu.
Kein leichter Weg. Du weißt nicht was, aus dir wird. Ob deine Ausbildung glückt. Ob alles im Beruf gelingt. Liegen Steine auf dem Weg oder Rosen?
Ach, hör auf für heute, Jakob. Dein Weg wird weitergehen. Heute ist es genug. Heute sind es keine Rosen, heute ist es ein Stein, er wird dein Kopfkissen sein.
Dieser Jakob, Betrüger, Flüchtling, er legt seinen Kopf auf den Stein und träumt. Einen Traum von Gott:
Gott ist nah, wohliges Glück. Und Gott verspricht ihm eine große Zukunft: sein Glück und das Glück der Kinder und Kindeskinder über Jahrhunderte. Aus dem Stein, dem kleinen Felsbrocken, wächst ein Traum, und der Traum führt in den Himmel.
Ob es bei euch auch so wird? Ob eure Träume wahr werden? Ausbildung, Beruf, Familie? Oder wird der Alltag erdrücken? Steine statt Rosen?
Jakob benutzt den Stein, die Stolperfalle, als Kopfkissen. Er gibt dem Stein einen anderen Sinn. Er deutet ihn anders, er verwendet ihn zu seinem Nutzen.
Das ist erlaubt. Für mein Leben nenne ich das: Aus Fehlern lernen. Und: Das Stolpern ist nicht mein letzter Schritt. Ich gehe weiter.
Und noch wunderbarer: Auf dem harten Stein träumt Jakob einen wunderschönen Traum. Träume verraten unsere innersten Wünsche und Ängste, unsere Sorgen und Hoffnungen. Und Träume kommen von Gott, weil sie aufdecken, was in uns verborgen ist.
Jakob: Sein Wunsch groß herauszukommen, wird sein Leitstab. Er ist gerade heimatlos geworden und fühlt sich trotzdem beschützt.
Beschützt sein, gesegnet: Eure Augen sollen die Rosen auf dem Weg entdecken können. Auch ihr geht euren Weg, immer selbständiger, und trotzdem seid ihr beschützt. Das ist doch stark! Das kann die Augen öffnen: für Hilfen, die ich kriege, von Freunden, Verwandten, Lehrern, Bekannten. Auch durch sie arbeitet Gott.
Dieser Weg, euer Weg wird leichter.
Bei Jakob wissen wir, wie er weitergeht: Er kommt zu Ehre und Ansehen und kehrt 20 Jahre später zurück, um sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Reich ist er, Familie hat er. Aber er hat Angst vor diesem Wiedersehen. Bevor sie sich treffen, stellt sich Gott ihm in den Weg. Eine ganze Nacht kämpft er, Jakob ist stark und kann die Oberhand behalten. Aber im Weggehen schlägt Gott ihn an die Seite. Und verspricht Jakob wieder Segen und Zukunft.
Das Leben wird seine Spuren hinterlassen. Aber eure Träume bringen euch nach vorne. Ihr habt Hilfen, manchmal müsst ihr nur eine Nacht drüber schlafen, dann könnt ihr sie entdecken.
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,
der du deine Hoheit ausbreitest über den Himmel!
Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge
hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen,
dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk,
den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschenkind, dass du sich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,
und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt.
Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk;
alles hast du unter seine Füße getan:
Schafe und Ochsen allzumal,
dazu auch die wilden Tiere,
die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer
und was die Pfade der Meere durchzieht.
HERR, unser Herrscher,
wie herrlich ist dein Name in allen Landen!
Psalm 8
Ich wünsche einen aufbauenden, erfrischenden Jahresbeginn!
Jetzt muss doch elisabeth einen Beitrag* über Samhain bringen, und das am Reformationstag. Och nein, da auch noch Halloween-Gedöns?
elisabeth schreibt kein Gedöns. Ich atme tief durch. Nach Abzug meiner Bedenken lese ich ihren Beitrag durch – und schaue auf den Schleier.
Wer Schleier zu durchschauen versteht, wird sehen. Ich muss ja nicht Kontakt aufnehmen.
Kontakt zu den Toten? Niemals! Meine Großmutter, die ihre Bibel kannte, hätte die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Sie hätte mir wohl von der Hexe von Endor erzählt und was dem Saul geschah. Obwohl, hat sie nicht in früher Jugend damit geliebäugelt?
Winkt sie mir zu? Winkt sie mich weiter?
Mir ist nicht klar,
ob sie das Mädchen auf der Kaimauer ist,
die da winkt,
oder die alte Frau mit dem kleinen Enkel an der Hand.
Dem Mädchen auf der Mauer ist die Mutter früh verstorben. Noch darf sie in Antwerpen bleiben: Der ostfriesische Vater ist Schiffsoffizier, hat die See im Blut und kümmert sich nicht um sie. Seine Mutter zieht sie groß , kann aber schon lange nicht mehr die Zügel straff halten. Das Mädchen kann oft auf der Kaimauer sitzen, in die Sonne blinzeln und träumen – und die Angst vor Omas Tod verdrängen.
Sie ahnt nichts vom strengen Waisenhaus. Kein Hauch großbürgerlichen Lebens wird mehr wehen, nach der Schule geht es zackzack als Hausmädchen über Land. Im Westfälischen wird sie die Herzen ihrer Dienstherrschaft gewinnen. Deren Vetter ist oft zu Besuch. Auch sein Herz soll sie erobern. Und darum wird er immer häufiger kommen…
Der alten Frau ist nicht viel geblieben:
Den ersten Sohn, Kleinkind noch, verlor sie durch Fieber.
Der Krieg nahm den zweiten, wie auch den Mann.
Der Sohn starb in Russland, mit 22 Jahren.
Der Mann, Eisenbahner, starb, als Bomben auf den kleinen Bahnhof fielen, sechs Wochen vor Ende des Krieges…
Ihr bleibt die Tochter, als einziges Kind – und ihre Familie.
Ihr bleibt der Glaube, der sie getragen hat bis zuletzt.
Wer winkt da?
Es ist nicht klar,
ob es das Mädchen auf der Kaimauer in Antwerpen ist,
die ihr Leben träumt,
oder die alte Frau,
die ihrem Enkel durch die Haare streicht.
„Geh weiter, sieh nicht auf mich“, ist ihre Botschaft.
Ich gehe weiter,
ich, der so gerne die Seele baumeln lässt, als ob ich auf einer Kaimauer säße,
und den der Segen getragen hat bis heute.
— * Den Blog gibt es nicht mehr. Der Beitrag hieß „Anderwelt“.
Am Sonntag (28.09.) habe ich einen „Segen der besonderen Art“ ausgeteilt: Tabea Schroer, die nach Uganda geht (siehe Blogroll). Entsenden konnte sie die Kirchengemeinde gar nicht. Aber einen Segen geben.
Was mache ich da, wenn ich die Hände auflege und segne? Was passiert da? (more…)