Das war einmal: Das Toleranzedikt des Kaisers Josephs II. von 1781 erlaubte den Protestanten in den habsburgischen Landen den Bau von eigenen Kirchen, unter bestimmten Auflagen. Zum Beispiel durften die Kirchen keine Türme haben.
Natürlich blieb der Katholizismus Staatsreligion. Zu dessen Entsetzen entpuppten sich manche Gebiete als mehrheitlich protestantisch. Aber da ließ sich nichts mehr zurückpfeifen.
Und insgesamt gedieh der Protestantismus prächtig. Denn wenn die Religion gut und echt ist, setzt sie sich über solche Äußerlichkeiten hinweg.
Kein Zufall, dass mir das Sonntag Abend einfiel: Da feiern die einen jetzt den Sieg über den Islamismus, während die anderen die Toleranz den Rhein herunterschippern sehen.
Die Entscheidung in der Schweiz ist von der Angst gesteuert. Nicht von der Vernunft. Deswegen finde ich sie schwierig. Und kann verstehen, wenn sich Schweizerinnen und Schweizer jetzt die Haare raufen.
Die Abstimmung hat Symbolcharakter. Aber wenn ich mich nur ein bisschen um Abstand bemühe, finde ich sie nebensächlich. Der Islamismus wird ohne Minarette auskommen. Und Toleranz hängt nicht an einer Abstimmung. Wichtiger ist da schon die Frage, wie viele von Angst gesteuerte Entscheidungen eine Demokratie aushält. Das war zu Zeiten des Kalten Krieges nicht besser. Bei weitem nicht.
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Übrigens: Aus Angst vor Verlusten von Degustationsqualität gründet sich gerade eine Initiative, die das Verbot von Drehverschlüssen bei Rotweinflaschen in die Verfassung aufnehmen will…
In Deutschland wird wohl eine entsprechende Unterschriftenliste „Pro Korken“ an den Petitionsausschuss gehen.
Ob Bonebreaker nah dran war und deshalb beim letzten Telefonat so nuschelig-weinselig klang?