Jesus Christus spricht:
„Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.“
(Johannes 10, 16)
Über die Jahrhunderte haben die Ausleger gerätselt, wer damit gemeint ist, mit den anderen Schafen. Sind es die verlorenen zehn Stämme Israels, die von den Assyrern 700 Jahre vor Christus verschleppt worden sind und von denn wir keine Spuren mehr haben? Sind es Sektengruppen der damaligen Zeit, Gnostiker, die so ähnliche Worte benutzten wie das Johannesevangelium (logos, Tröster und so weiter), aber anders glaubten, ganz eigenartige Vorstellungen mit diesem Christus verbunden haben? Es bleibt rätselhaft.
Und ich meine, das Evangelium redet bewusst so: Die anderen, das sind – die anderen. Das sind zum Beispiel die, die nur selten in einen Gottesdienst kommen. Über die manche sich dann gerne ärgern, wenn sie bei Taufen oder Heiligabend auftauchen und man ihnen deutlich anmerkt, sie sind fremd, und stolpern durch einen Gottesdienst und fallen auf, weil sie sich so gar nicht auskennen.
Für manche sind die Kirchgänger die anderen, die, die immer in die Kirche laufen – und was weiß man nicht alles über die: Die wollen sich bei Gott was verdienen oder ihre neue Kleidung vorzeigen oder beweisen, wie fromm sie sind.
Die anderen, das sind die anderen. Die Laxen, Laschen, die mit einem halben Bein aus der Kirche raus sind. Oder vielleicht sogar schon völlig. Die meinen, man könne ohne eine Gemeinschaft an einen Gott glauben. Auch die liebt der Gute Hirte.
Oder Verblendete, die meinen, mit Gewalt, Bomben und Morden könne man Gott dienen. Sie verraten den Glauben, auch wenn es der islamische ist. Auch sie sind die anderen, auch sie liebt der Gute Hirte. Er gibt sie nicht auf.
Oder die Politiker.
Oder welche Menschengruppen sehen wir schief an?
Oder welche Menschen mögen wir nicht, wer macht uns das Leben schwer?
Das sind die anderen.
Und die Liebe des Guten Hirten ist so groß, dass auch er sie liebt wie uns, und ohne sie gibt es keine Einheit, keine, wie er sie will.
Es ist eine anstrengende Liebe, die uns der Gute Hirte zumutet: Eine Liebe, die Grenzen überwinden will.
Und gerade deswegen, gerade deswegen mag ich den Guten Hirten.
(Aus einer Predigt über Johannes 10, 11-16; 19.04.15, Sonntag vom Guten Hirten)
20. 5. 2015 um 12:35 |
Diese „anderen“ kenne ich gut. Für die bin ich es auch. Dankeschön für diesen Text.
20. 5. 2015 um 15:30 |
Gern geschehen, war mir ein Herzensanliegen.
20. 5. 2015 um 16:39 |
Ja, die anderen, die sich nicht auskennen, die sich umschauen, ob wie stehen, knien oder sitzen sollen.
Aber damit kann ich leben, das ist mir egal, Hauptsache, sie sind mal in der Kirche.
20. 5. 2015 um 19:06 |
Dem GUTEN HIRTEN ist das womöglich nicht wichtig.
20. 5. 2015 um 19:24 |
Genau, er ist so großherzig, dass es einfach gut ist.
20. 5. 2015 um 22:32 |
[…] auf Fortsetzung von so mancher Geschichte wartet, der sollte mal wieder dort vorbei schauen. 😉 Theomix hat einen sehr schönen Beitrag zum Guten Hirten und darüber, wer “die Anderen” sind, […]