Christian Morgenstern:
Mägde am Sonnabend
Sie hängen sie an die Leiste,
die Teppiche klein und groß,
sie hauen, sie hauen im Geiste
auf ihre Herrschaft los.
Mit einem wilden Behagen,
mit wahrer Berserkerwut,
für eine Woche voll Plagen
kühlen sie sich den Mut.
Sie hauen mit splitternden Rohren
im infernalischen Takt.
Die vorderhäuslichen Ohren
nehmen davon nicht Akt.
Doch hinten jammern, zerrissen
im Tiefsten, von Hieb und Stoß,
die Läufer, die Perserkissen
und die dicken deutschen Plumeaus.
Mägde, Herrschaften und vielleicht auch dicke deutsche Plumeuas sind verschwunden. Aber Teppichknüpfer helfen womöglich immer noch gegen Berserkerwut.
18. 4. 2015 um 16:41 |
Ich denke, dass viele damals ihre Wut und den Frust mit in die Schläge legten. So konnten sie sich von der inneren Schwere befreien.
Und die Teppiche wurden super sauber, lach.
19. 4. 2015 um 18:14 |
Ja, so war es wohl. 😀
18. 4. 2015 um 17:16 |
Wie immer. Die Wut wird an den Falschen ausgelassen. 😉
19. 4. 2015 um 18:15 |
Aber das ist wohl richtig so, oder?
18. 4. 2015 um 17:54 |
Perserkissen in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag
Sie warten gemartert im Garten,
so geht es allwöchentlich aus:
Die Wehrlosen, Armen, geschlagen,
getragen am Abend ins Haus.
Das Jammern heilt nicht ihre Wunden,
doch tun sie darauf nie Verzicht.
Die Herrschaft verschließt ihre Ohren.
Im Vorderhaus löscht man das Licht.
Die Kissen aber empfingen
von einem vergeltenden Mond
Alp um Alp im Gefieder:
So werden die Herren entlohnt.
19. 4. 2015 um 18:15 |
Eindrücklicher Perspektivwechsel. Gelungen.