Ich bedanke mich für euer Interesse und die anregenden Kommentare.
Wesentliche Hilfe für Kopf und Herz erhielt ich durch zwei Bücher von Sabine Bode:
Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen
und
Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation.
Das erste Buch habe ich verschlungen; es half mir die Generation der Nachgeborenen zu verstehen. (Es geht um die Menschen der Jahrgänge 1930 bis 1945.)
Das zweite Buch konnte ich nur häppchenweise verkraften, denn ich merkte bald: Da bin ich! Auch wenn ich nicht in das Schema passe (20-er-jahrgänge, wohl gemerkt), die Lektüre ließ mich über die eigene Familiengeschichte nachdenken. Und ich verstand auch, warum manche Gleichaltrige schwere Geschichten am eigenen Leibe und an der Seele ausgetragen haben.
Schlagwörter: Bücher, Geschichte, Krieg, Leben
22. 5. 2014 um 07:08 |
ich glaube, das kann ich nicht lesen. ich würde Depressionen bekommen….. Ich – die Frohnatur.
22. 5. 2014 um 08:25 |
Sabine Bode hat das Buch geschrieben und lebt weiter. 😉
Es gibt aber Themen, mit denen ich mich nicht beschäftigen will. Dich beschäftigt das Thema. Die Frohnatur bleibt, wenn du dich damit eingehend beschäftigst.
22. 5. 2014 um 16:00 |
ich weiß nicht, Jörg.
Dieses Thema zieht mich jedes Mal runter, macht mich traurig und erschüttert.
Nein, das kann ich nicht lesen. Aber danke für’s Bekanntmachen!
22. 5. 2014 um 16:04
Na gut, war ein Versuch. 😉
Es gibt Grenzen, die muss jede/r für sich selbst kennen. Und andere sollten es akzeptieren. Ein Mal sacht „gestachelt“ muss genügen. 🙂
22. 5. 2014 um 07:33 |
Lieber Jörg, ich habe in meinem neuen Blogbeitrag einen Link zu deinem, diesem Beitrag gepostet.
22. 5. 2014 um 08:30 |
Gesehen, gelesen. 😉
22. 5. 2014 um 08:02 |
Der Denkansatz ist interessant. Aber auch sehr weit hergeholt. Allenfalls könnte ich ihm in einem Punkt zustimmen. Der Unterwürfigkeit einer ganzen Nation für Dinge, die lange verstorbene Generationen taten. Komisch nur, dass dies lediglich in Deutschland der Fall zu sein scheint.
Wobei zugegeben auch Japan manchmal von vergangener Größe träumt. Es aber dann auf andere Weise wettmacht. Mit Wirtschaftsmacht.
Interessant wäre es, wie du das siehst. Hast du auch unter diesem Trauma gelitten?
22. 5. 2014 um 08:48 |
„Mit den Holocaust-Opfern habe man sich eingehend beschäftigt, mit der Kriegskindergeneration nie.“ Was ist daran weit hergeholt?
Ich finde es schlüssig – und durch Erfahrungen belegt – dass die seelischen Schäden eines Traumas weitergegeben werden, wenn sie nicht bearbeitet werden. Daher kann ich sagen, ich habe auch unter dem Trauma gelitten.
Es zeigt sich z. B. in Kambodscha und Ruanda, dass diese Phänomene nicht auf Deutschland beschränkt blieben…
Darüber zu sprechen, es ins Bewusstsein zu heben, ist der Weg, um davon loszukommen und sich nicht mehr dem Unausgesprochenen zu unterwerfen.
22. 5. 2014 um 09:48 |
Mir ging es weniger um die Kriegskinder, als vielmehr um die Enkel. In Deutschland ist von diesem Krieg für mein Empfinden nichts mehr zu spüren. Sieht man von dem fehlenden Nationalstolz der Menschen ab.
In Afrika, Kambodscha herrschen andere Verhältnisse. Der Krieg zerstörte das bisschen Wohlstand noch und ließ die Menschen dort noch mehr leiden. Und auch die nächste und übernächste Generation.
Diesen schrecklichen Krieg im Bewusstsein zu behalten und sich vor ihm zu ducken, das sind zwei verschiedene Dinge. Japan hat damals ebenfalls schreckliches Leid über die Menschen gebracht, das steht außer Frage. Aber das Land geht heute anders damit um.
Bei Büchern und Autoren bin ich immer skeptisch und hinterfrage gern, worum es wirklich geht. Mit Leid wird gern Geld verdient, das beweisen die vielen „Kriegsberichte.“ Die Bücher der Autorin klingen aber durchaus interessant.
22. 5. 2014 um 10:32
Ich finde Skepsis in dem Punkt hervorragend. Aber wie ich schrieb: Das Buch hat mich beschäftigt.
1945 war hier im Land ein soclh elender Zustand, dass ausländische Reporter meinten, es würde Jahrzehnte dauern, bis hier wieder was läuft… Das massive Interesse der Großmächte half mit, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und der Überlebenswille (bzw. der Fleiß als unumstößliche Tugend). alles sehr unvollkommen und abgekürzt gesagt…
Und es geht Sabine Bode eben nicht um das Leid, dass die Deutschen zugefügt haben. sondern um die Wunden, die der Krieg bei den Deutschen selbst hinterlassen hat. Ohne aufzurechnen (was ganz schrecklich wäre).
22. 5. 2014 um 15:00
Dass bei den Enkeln nichts mehr zu spüren ist, glaube ich nicht. Vieles ist nur unsichtbar, denn es sind nicht nur verblassende Erinnerungen an Ereignisse. Traumatisierte Eltern können große Kälte ausstrahlen und weitergeben. Das kommt ganz zuverlässig bei den Enkeln an.
22. 5. 2014 um 15:30 |
Die Sünden der Väter bis ins dritte und vierte Glied.
Ich glaub, da ist schon was dran, wenn auch nicht ganz so wie manchmal interpretiert.
22. 5. 2014 um 15:33 |
Doch, genau so. Übersetze es meinetwegen „die Untaten der Eltern bis in die dritte und vierte Generation“. Mir lag es schon auf der Zunge bzw. zuckte es in den Fingern. Ich vermute, die Formulierung geht auf Erfahrungen zurück.
22. 5. 2014 um 19:22 |
Danke für den Buchtip, ich werde mir das Buch besorgen, denn auch ich bin noch ein Kriegsenkel. Meine Oma hat mir im letzten Jahr vor ihrem Tod viel erzählt und meine Mutter beginnt jetzt zu erzählen.
22. 5. 2014 um 19:25 |
Und vieles, was sie erzählen, hat auch uns geprägt. Gut, dass du die Chance hattest und hast.
22. 5. 2014 um 19:37 |
Ja, das empfinde ich auch so. Ich habe allerdings ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Auch wenn ich vieles anders mache, aber mir war schon immer klar, dass sie in vielen Dingen in ihrem Kontext nicht anders handeln konnten und können.
22. 5. 2014 um 21:05
Das klingt gut und freundlich. 🙂
22. 5. 2014 um 19:58 |
ich schaffe es überhaupt nicht mehr, ein Buch zu lesen.
Meine Gedanken sind oft bei meinem Vater.
22. 5. 2014 um 21:08 |
Mir haben diese Bücher geholfen. Zur Zeit könnte ich sie auch nicht lesen.
23. 5. 2014 um 14:28 |
Ich habe gestern in einem Buch über bayerische Geschichte gelesen, wie das Leben der Frauen, Mädchen und Kinder, und der Soldaten an der Front zu Zeiten des Ersten Weltkriegs verlief. Das ging mir sehr zu Herzen…
Ich möchte dem Kommentar von @Tausend sehr beipflichten: Die erlittenen Traumen werden in jedem Fall – natürlich unbewusst und auch ungewollt! – an die Nachkommen weiter gegeben. Als Kind und Jugendliche versteht man die gezeigte Gefühlskälte, das Abwehren von Nähe und das oftmals übermäßig brutale Verhalten natürlich nicht. Und auch als Erwachsener hat man sehr viel Mühe, den Standpunkt der Eltern, die der Kriegsgeneration entstammen, wenigstens ansatzweise nachzuvollziehen…
23. 5. 2014 um 14:44 |
Ja, es ist mühsam. Es ist gut, dass der zeitliche Abstand wächst.
Es gibt mittlerweile die Rede vom „Dreißigjährigen Krieg des 20. Jahrhunderts“, 1914 bis 1945, weil die Phase zwischen 1919 und 1939 in Europa so friedlich auch nicht war.