Espresso zum Trost

Mein geistlicher Espresso für heute:

Losung und Lehrtext für Dienstag, 21. Mai 2013

Der HERR hat mich gesandt, zu trösten alle Trauernden.
Jesaja 61,1.2

Gott tröstet uns in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
2.Korinther 1,4

Trost-Worte. Der Prophet Jesaja, Kapitel 61 bringt die Botschaft des Propheten: er soll und will die, die unten sind, aufrichten. ausgewählt ist heute das Stichwort Trost. Wer den Trost erfahren hat und aufgerichtet ist, wird, so steht es im  Zusammenhang (Vers 4) „die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vorzeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten“. Eigenartig: die Trümmerbeseitiger nach dem 2. Weltkrieg haben oft aus Verzweiflung, aus purem Überlebenswillen den Schutt zur Seite geräumt. Man musste ja durchkommen durch die ganzen Scherbenhaufen. Bei Jesaja umgekehrt: nach dem Trost kommt die Arbeit, erst der Trost motiviert.

Der zweite Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 1, hat in Vers 4 noch Einleitungssätze. Das Thema wird umrissen. Trost. (Klar, oder?) Ich tröste mit dem Trost, den ich selber erfahren habe. Das ist schlichte gesagt und wahr. Gott ist Anfang und Schluss des Satzes: Für den Autor, Paulus, ist Gott die Grundlage für diese „Solidarität des Tröstens“, der Ausgangspunkt.

Dabei ist Trösten etwas, was jedem Menschen gut tut. Und jeder Mensch kann es. Denn viel gehört nicht dazu: In den Arm nehmen oder die Hand halten. Sich zuwenden und zuhören. Mehr braucht es nicht.

Wenn aber Gott dazukommen soll, dann müsse doch auch von ihm die Rede sein. Haben dann manche Theologen gemeint. Doch Seelsorge ist keine Abteilung der Predigtlehre. In den Sechzigern und Siebzigern zog die Psychologie in die Seelsorge ein. Manchmal schien es, die Seelsorge sei eine Abteilung der Gesprächspsychotherapie geworden.
Der wichtigste Effekt: Es ging um Zuhören lernen. Antennen ausrichten auf die Gefühle. Keine theologischen Schnickschnack-Diskussionen. Sondern hinhören, wo die Angst sitzt, die Wut, die Trauer.

Ich bin davon geprägt. Hinhören, Schweigen. Nicht erklären wollen. (Wenigstens nicht als erstes.)
Gott ist die Grundlage. Erzählen muss ich nicht von ihm. Das Trösten geht auch ohne.

Wem das zu wenig scheint: Natürlich geht es um mehr. Nur ruhig Blut, das wird schon noch kommen. Gott schenkt Gelegenheit.Oder nicht. Dann soll es auch gut sein.

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12 Antworten to “Espresso zum Trost”

  1. Hase Says:

    DANKE für den wohltuenden Espresso !!!

  2. Tausend Says:

    In Jesaja 61, stehen die „alten Trümmer“ und die „Trauernden zu Zion“ da in einem geschichtlichen Zusammenhang? Oder ist das eher allgemein zu lesen?
    Ich verstehe das so, dass Trost direkt in der Botschaft selbst liegen soll, dass die zerstörten Städte wieder aufgebaut werden und nicht für immer in Schutt liegen. Daher würde es mich interessieren, ob das nur geschichtlich gemeint ist.
    Menschlicher Trost ohne Gott oder jedenfalls ohne irgendeinen metaphysischen Aspekt scheint mir (aus theoretischer Sicht) nicht so weitreichend zu sein. Als würde man seinen Anker an einem anderen Boot festmachen.

    • theomix Says:

      Mir ist es am sympathischsten, die letzten Jesaja-Kapitel einem anonymen „Trito-Jesja“ zuzuordnen. Es ist nicht mehr der Schwung von Deuterojesaja (Kapitel 40 -55) bei er Rückkehr AUS dem Exil. es muss eine Zeit ergangen sein – und MIT dem Wiederaufbau Jerusalems geht es nicht so recht voran.
      Ich finde es auch legitim, das psychologisch zu deuten, als Worte an Menschen, die innerlich zerstört sind.
      Trost ist zunächst da sein, nah sein, zuhören. Über die Nähe kann sich vielleicht etwas von Gott zeigen. Erst die Deutung klärt es. Ich nehme an, für einen Atheisten wird Trost durch einen Menschen nichts mit Gott zu tun haben.

      • Tausend Says:

        Danke für die Antwort. Bin jetzt ein bisschen neugierig geworden auf Jesaja. Kenne mich da geschichtlich gar nicht aus. Aber sowas kann man ja ändern. (Er scheint ein Zeitgenosse von Homer und Hesiod gewesen zu sein. Das finde ich sehr spannend.)
        Für Atheisten könnte das bedeuten, dass ihm Menschen reichen müssen, oder dass das Leben ohne Trost ist oder dass es anderes gibt, Literatur, Gedanken, Kunst oder Arbeit. An Trost durch Menschen habe ich Zweifel. Dasein und Zuhören kann auch eine Illusion sein. Abgesehen davon ist es nicht sicher, vielleicht gelegentlich möglich, aber nichts, worauf jemand bauen könnte.

        • theomix Says:

          Vielleicht ist Trost immer unsicher, riskant? Denn das, was zur Nähe gehört, ist ja „vortheologisch“. Trost-Worte hingegen sind es nicht. Die Lebensperspektive braucht dann vielleicht eine Tür zu einem neuen Verständnis. Ist auch was Behutsames.
          Trost ist für mich zunächst etwas sehr Diesseitiges.

        • Tausend Says:

          Auf Menschen zu vertrauen ist ganz sicher unsicher. Sie sind nicht immer da, und Trost wird doch oft gebraucht, gerade weil Menschen fehlen, aus Einsamkeit. Gott „funktioniert“ nur für Menschen, die an ihn glauben. Daher sehe ich ein, wenn Du sagst, das Unmittelbare ist erstmal wichtiger.
          Für mich liegt Trost jenseits von Gott und von Menschen, in Gedanken, besonders in der Idee, dass man sich neu ausrichten kann. Daher gefällt mir z. B. die Auslegung von Jesaja. Die Idee, dass die Trümmer nicht das Ende sind, sondern aus ihnen etwas neues gebaut werden wird, ist ein tröstlicher Gedanke als Metapher. Auf so einen Gedanken kann jemand sich auch in der Einsamkeit stützen, auch ob er an Gott glaubt, wär dabei nicht wichtig, aber für Atheisten (ich würde mich allerdings eher als Agnostikerin bezeichnen) ist das Problem, dass metaphysischer Trost fehlt, vielleicht eher ein Problem.

        • theomix Says:

          Zum Trösten braucht es etwas Handfestes. Der Gedanke des Jesaja ist mehr als 1 Gedanke. Er schafft Verbindungen, vernetzt. Da wird der Gedanke zum Bild und kriegt dadurch Kraft.
          Ich bin sehr vorsichtig, Gott jenseitig in Anspruch zu nehmen. Wenn das geschieht, sollte es auch Kraft ausstrahlen. Anders gesagt, in Vollmacht geschehen. Vertrösten finde ich gruselig…

  3. Tausend Says:

    Ja, vertrösten ist gruselig. Bei Paulus scheint Trost schon ziemlich direkt an Gott gebunden zu sein und wird dann nur weitergegeben von denen, die ihn von Gott haben. Was ich mich frage, welchen Zugang gibt es für Menschen, die die ihn nicht durch andere Menschen bekommen?
    In Sibylle Lewitscharoffs Roman „Blumenberg“ geht es um dieses Thema. Da erscheint dem Philosophen, ursprünglich Jude, katholisch getauft, aber nicht so recht mit dem Glauben verbunden, am Ende seines Lebens ein Löwe. Der begleitet ihn bis zum Tod. Manchmal hat er den Wunsch, sein Fell zu berühren, aber anfassen kann er ihn nicht.
    Können Menschen auch ohne Menschen trost finden?

    • theomix Says:

      Eine gute Frage! Danke. Für mich sieht die Antwort zur Zeit so aus: Glaube, Ideen, Weltanschauungen, Bücher und anderes können Trost geben, aber nicht trösten. Trösten ist für mich wohl etwas, was nur von Mensch zu Mensch – und darüber von Gott zu Mensch.
      Ich kenne das genannte Buch nicht. Was du schilderst, klingt traurig.

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