Ein alter Beitrag hat mich motiviert, weiter über den Zweifel nachzudenken und eine Gemeindebriefandacht daraus zu machen.
Fragen sind wichtig. Da bin ich mir sicher. Denn sie führen weiter.
Auch Zweifel haben ihr Gutes: Sie zwingen mich, genau zu denken, sie entlarven scheinbare Sicherheiten.
In meinem Theologiestudium war Kritik (an Bibel, Kirche, Glaube, Dogmatik) Pflicht. So weit es ging, sollte man sich die Sicht der Kritiker zu eigen machen. Das erweiterte den Horizont. Und es verhinderte, ungeprüft alles Mögliche zu behaupten und zu glauben.
Und nun bewegt mich ein Zweifel in anderer Richtung: Wie wäre es, wenn das alles stimmt, was da steht? In der Bibel: Von Wundern, Heilwerden und Gottes Nähe. Wenn der Glaube der Alten zuträfe: Hoffnung auf ewiges Leben, Engel, die uns geleiten, der gute Hirte, der allzeit bei uns ist.
Natürlich weiß ich auch: das sind Bilder. Aber sie haben sich über Jahrhunderte bewährt. Warum soll ich sie über den Haufen werfen? Ich kann es ja einfach mal versuchen, die Bilder zu nehmen und mein Lebenshaus mit ihnen zu füllen. Vielleicht bereichern sie mich.
Neben den Zweifel tritt die Erfahrung. Ich probiere es aus. Es hat viele vor mir getragen, vielleicht trägt es auch mich. Worte wie: „Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit. O Ewigkeit, so schöne, mein Herz an dich gewöhne; mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“ (Gerhard Teersteegen, 1745)
Mein Horizont ist keine Grenze für Gott. Das gibt mir Vertrauen, dass das Leben gut wird.
21. 11. 2012 um 06:50 |
Von einer Ex-Kirchlerin vielleicht nicht nachvollziehbar, aber: Für mich macht das Christentum nur Sinn, wenn es wörtlich stimmt, nicht wenn es nur Bilder und Gleichnisse sind 😉
21. 11. 2012 um 08:33 |
Was den Blick ins Jenseits betrifft, sind es Bilder. So oder so.
Und wörtlich ist so eine Sache: andere Sprache, andere Zeit, andere Kultur – ich muss übersetzen und sofort wird es vieldeutig.
21. 11. 2012 um 08:48 |
Für mich war ein ganz wichtiger Punkt für die Abkehr von der Kirche / Religion, dass die ganze Bibel im Religionsunterricht „versachlicht“ wurde, selbst die Jesus-Figur war plötzlich nur noch ein Gleichnis. Vielleicht war ich und bin ich immer noch naiv. Aber eine Religion ohne Wunder (Wasser-Wein) braucht meiner Ansicht nach niemand. Dann kann ich wirklich „Ethik“ nehmen.
21. 11. 2012 um 08:50
Hui, so schnell werden wir uns einig?
Das ist für mich die Sache mit dem Kopf und dem Herz. Kopf ist gut. Wichtig. Nicht zu ersetzen. Aber alleine gar nichts.
21. 11. 2012 um 13:11
Ich finde die Trennung Kopf-Herz sowieso eine unnatürliche. Das eine wird immer herbemüht, wenn es das andere zu begründen gilt. Erinnert mich an das Gleichnis mit den Gänsen vor Rom (ich hoffe, ich irre mich hier geographisch nicht)
21. 11. 2012 um 13:50
Ich glaube, der Ort stimmt, aber die Geschichte nicht. 😯
egal. ich trenne nicht, weil beides zusammengehört. 🙂
21. 11. 2012 um 07:15 |
Der Glaube tröstet in schweren Stunden und dann kommen die Bilder der Engel und der Bibel.
Es ist egal, ob ich real trotz unseres Wissenstandes an Gott und die Engel Glaube. Meine christliche Erziehung kann ich nicht mit einem Schalter ausknipsen.
21. 11. 2012 um 08:35 |
Ein gutes Novemberwort. „Trost“ könnte ein Komplementärbegriff zu Zweifel sein. Die Herzseite der Medaille, auf der Kopfseite ist der Zweifel.
21. 11. 2012 um 08:15 |
Es trägt auch uns und Zweifel kommen trotzdem immer wieder mal. Aber es ist auch ein Halt, etwas, was uns zuverlässig begleitet. Was wir draus machen, ist ja unseres.
Und im Moment trägt mich der Glaube sogar in doppelter Hinsicht. Denn so ganz indirekt, etwas um die Ecke gedacht, verdiene ich auch meinen irdischen Unterhalt damit.
21. 11. 2012 um 08:39 |
Für mich mit einer Ecke weniger. 🙂
Beim Existenziellen ist es ein Hin und Her, ein Auf und Ab. Das Gefühl getragen zu sein hat sich plötzlich eingestellt. So muss Gewissheit aussehen. wenigstens da tauchte sie auf, und das war ein guter Anfang. Das war bereits in den kopfbetonten Zeiten.
21. 11. 2012 um 08:34 |
Danke für Deinen Beitrag. Viele Worte aus Psalmen und anderen Bibelstellen haben auch meine vorfahren schon in schweren Zeiten begleitet. Mein Gottvertrauen ist gewachsen, weil ich mich immer mehr fallen lassen kann in der festen Hoffnung, dass ich gehalten werde :
Ich lasse Dich nicht fallen
und verlasse Dich nicht
Joshua 1,5b
Ich habe auch in meinen schwersten Stunden meines Lebens gespürt, dass einer mit mir geht…..
21. 11. 2012 um 08:44 |
Das finde ich auch faszinierend,: in einer Traditionskette zu stehen, zu wissen, die Großmutter, die Urgroßmutter, plötzlich taucht im 17. Jahrhundert ein Technologe auf, jahrhundertelang vergessen… Die andere Linie gibt es auch. Brüder, zur Sonne , zur Freiheit.
Bei manchen gehen auch zwei mit, liebe Erika, da wäre noch der Schalk im Nacken als ständiger Begleiter. Ich sehe mich selbst im Spiegel an und schaue auf niemand anders! Aber warum mir das ausgerechnet bei einer Antwort auf dich einfällt? :mrgreen
21. 11. 2012 um 08:59 |
21. 11. 2012 um 10:05
P.S.: Jetzt ist mir ein- und aufgefallen, dass ich den Beitrag sogar in dem Gemeindebrief, den Du mir mitgegeben hattest beim TdoD, gelesen habe. Heute morgen ist mir beim Lesen der Text so bekannt vorgekommen….. 🙂
21. 11. 2012 um 11:49
Ja, klar. 🙂
21. 11. 2012 um 13:57 |
Liebe Erika,
ich danke dir für deinen letzten Satz „… dass einer mit mir geht“
Den kann ich gerade gut gebrauchen. Liebe Grüße, Suse
21. 11. 2012 um 14:41 |
Lieb suse,
ich denke dran.
Für dich die Erinnerung hieran.
Lieben Gruß, Jörg
21. 11. 2012 um 15:08 |
gerne und liebe Grüße an Dich zurück, liebe Suse
Erika
21. 11. 2012 um 08:59 |
Thomas, der Zweifler – Johannes 20, 24-28
Jesus urteilt nicht über Zweifler. Er hilft ihnen vielmehr, die Zweifel zu besiegen. Thomas, ein Nachfolger aus seinem engsten Jüngerkreis, ist Paradebeispiel; er wird zum sprichwörtlichen Zweifler der Bibel:
http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibelstelle/Johannes%2020,24-28/
21. 11. 2012 um 09:17 |
Zweifel ist für mich nichts Bedrohliches. warum sollte ich ihn besiegen wollen? Er ist ja eine innere Kraft, die die Erkenntnis nach vorne bringt. Ich gebe zu, er hat destruktive Elemente. Aufs Zusammenspiel der Kräfte kommt es an.
Ohne den Zweifel des Thomas kein „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“
21. 11. 2012 um 20:11 |
Ohne den Zweifel an gesellschaftlichen Entwickungen, an mich selbst, an meinen Glauben oder was auch immer, würde ich mich sehr unwohl fühlen, leer. Der Zweifel erinnert mich daran, nicht unreflektiert etwas anzuerkennen, das sich vielleicht gar nicht stimmig anfühlt. Ich möchte und kann diverse Texte in der Bibel nicht 1:1 für mich umsetzen. Sie wurden in einer Zeit geschrieben, zu der sie für etliche Menschen stimmig schienen. Das ist gut so.
Dagegen gefallen mit dennoch Gedanken und Bilder „Von Wundern, Heilwerden und Gottes Nähe.“ Das eine muss das andere nicht ausschließen, aber ich gehe daran als ein Mensch, der jetzt lebt, der sich in dieser Zeit mit Glauben und einem Gott auseinandersetzt, und das setzt andere Maßstäbe voraus. Andere Glaubens- und Zweifelwirklichkeiten, wenn man das so nennen kann.
Danke für Deine Gedanken dazu.
mb
22. 11. 2012 um 09:54 |
Danke für deine Ergänzung! In anderen Worten das, was ich denke und meine. 🙂