Wenn meine Mutter Gelegenheit gehabt hätte, 88 Jahre alt zu werden, dann hätte sie gemerkt: Ihren Wunsch, nicht so zu werden wie mein Vater, den sie mir gegenüber vor fast dreißig Jahre aussprach, konnte ich nicht erfüllen. Ich sehe meine Passfotos und denke, bestimmte Partien sind ähnlich.
Sie hat es nicht auf das Gesicht bezogen. Ihr kann das ja nun auch egal sein. Mir ist es ja auch nur eine kurze Notiz wert.
7. 5. 2012 um 05:26 |
Besser so, also langsam an die Ähnlichkeit heranzuwachsen. Ich sah schon als Kind meinem Vater ähnlich, und da ich nicht das beste Verhältnis zu ihm hatte, war das auch kein Segen. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden – einmal Kürbis, immer Kürbis…. aber unter der Schale können dennoch andere Uhren ticken 🙂
7. 5. 2012 um 12:15 |
So wird es sein.
Manche Ähnlichkeiten werden auch aninterpretiert. Und äußerliche wachsen nicht nahc innen.
7. 5. 2012 um 16:28 |
Dazu fällt mir folgende Szene ein: Meine Mutter ging mal mit ihrem zweiten Mann und meinem Bruder (aus ihrer ersten Ehe) und den Kindern des Mannes spazieren. Da kam eine Familie entgegen, die sagte: „Guck mal. Die beiden Jungs sind ganz der Vater, das kleine Mädchen (=meine Stiefschwester) ganz die Mutter.“
7. 5. 2012 um 16:31
🙂
Auch Patchwork-Familien haben das Recht auf Glück…
7. 5. 2012 um 17:13
So manch einer sieht halt das, was er sehen will.
7. 5. 2012 um 08:09 |
Das ist aber auch eine komische Botschaft einer Mutter an ihren Sohn. Ich könnte mir nur vorstellen, so etwas zu meinen Kindern zu sagen, wenn ich meinen Mann für irgend etwas verachten würde.
7. 5. 2012 um 12:16 |
Gut vermutet.
8. 5. 2012 um 07:07 |
Und es ist kein Geschenk – oder eines, das man auf französisch „vergiftetes Geschenk“ nennt, cadeau empoisonné.
Dazu kommt, daß ich äußerst ungewiß bin, bis wohin ein Mensch sein Sein und sein Werden überhaupt beeinflussen kann.
8. 5. 2012 um 14:14 |
Ja, ein sehr zwiespältiges Geschenk, wenn überhaupt ein Geschenk.
Aus dem Grund, den du nennst. Genau deshalb.
7. 5. 2012 um 09:49 |
Lieber Jörg,
danke für diese persönliche Notiz. Ich musste etwas schmunzeln , es hat mich an eine Aussage erinnert von meiner Mutter… und von mir …
liebe Grüße
Erika
7. 5. 2012 um 14:10 |
Liebe Erika,
ja die Mütter. Werden sie zu Über-Müttern, hat man leicht die Mütter über…
Also aufgepasst…
Herzlichen Gruß, Jörg
7. 5. 2012 um 15:06 |
Schon Goethe wusste, dass in uns so manches steckt, was vor uns da war:
„Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
vom Mütterlein die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder,
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist dann an dem ganzen Wicht
Original zu nennen.“
(J. W. v. Goethe)
7. 5. 2012 um 15:36 |
Manches entwickelt sich. Da ist das Original schon lange da, plötzlich werden die alten Gene wach…
7. 5. 2012 um 15:56 |
Das klingt so nach „der Dinosaurier in mir wird wach“…. guter Ansatz für einen Horrorfilm!
7. 5. 2012 um 16:11
Die persönliche Notiz entstand auch nicht direkt aus einem Freudenreflex.
7. 5. 2012 um 19:49 |
Manchmal stehe ich vor dem Spiegel und denke: „Ich sehe aus wie meine Mutter!“
und dann muss ich mir ganz viel Mühe geben, das nicht laut zu sagen. Es war nämlich der Standardspruch meiner Mutter … und irgendwann hatte ich keine Lust mehr an dieser Feststellung 😉 !
7. 5. 2012 um 20:35 |
Sehr gut!
Und im Grunde sah deine Mutter aus wie du, aber das hätte sie nie zugegeben. 😉
8. 5. 2012 um 22:28 |
Keine Ahnung, wem ich ähnlich bin.
Habe meine Eltern beide geliebt. Also wäre es mir echt egal, mit wem ich Ähnlichkeit haben könnte.
9. 5. 2012 um 13:06 |
Selbsterkenntnis lässt sich nicht immer übertragen. (Und wenn, dann nicht 1:1.)