In unserem Ort war was los: Ein Raubüberfall. Eine der zwei regionalen Zeitungen schrieb darüber.
Ein steter Quell stiller Freude ist regelmäßig der Polizeibericht, der in einem kostenlosen Werbeblättchen veröffentlicht wird. Dort heißt es zum Raubüberfall: „Ein Täter schlug zur Tatzeit den alleine im Büro anwesenden Angestellten mit einem metallenen Gegenstand nieder und fesselt diesen anschließend.“
Nanu, nach allen Regeln der Sprachkunst wurde also der metallene Gegenstand gefesselt? Wozu? Damit er niemandem weiteren Schaden zufügte?
Nein. Sondern damit wir etwas lernen: „Dieser“ bezieht sich auf das nächstliegende maskuline Substantiv (oder: männliche Hauptwort). Gemeint war der arme Angestellte, richtig wäre „jener“ statt „dieser“. Am besten, das Polizeiprotokoll hätte es gleich so geschrieben wie Herr Quadt von der Rhein-Zeitung: „Mit einem metallenen Gegenstand schlug der Haupttäter den Marktleiter nieder“.
Es stand noch mehr Murks Verwirrendes darin, aber das würde jetzt zu lang. Allmählich frage ich mich: Brauchen wir eine Grammatikpolizei, zur Kontrolle der Protokolle?
Nachtrag: Fast das Ganze lässt sich hier nachlesen, dort ist vieles wörtlich übernommen.
13. 3. 2012 um 17:03 |
Wenn es ja nur die Protokolle wären – Manche Zeitung *nein, ich schiele jetzt nicht an die OstSee* braucht grundsätzlich einen DeutschKurs.
Liebe Grüße
bigi
13. 3. 2012 um 17:09 |
Ich wage nicht das anzuzweifeln. Wir sind einfach gut dran, nehme ich an. 🙂
14. 3. 2012 um 16:31 |
DER Oberhammer, nein DIE Oberhammer, die sich diese wundervolle oben an- aber nicht ausgesprochene Zeitung der OstSee geleistet haben:

1. auf Grund eines anonymen Briefes, schreibt man in einem richtig großen Artikel hier die große PeeneWerft in die Pleite und in die Insolvenz – eine Ente unfassbaren Ausmaßes!
2. Am Wochenende standen alle Trauer- und Sterbeanzeigen unter der Überschrift: „Stellenangebote“
Noch Fragen?
14. 3. 2012 um 16:35
öööö 😯
13. 3. 2012 um 17:11 |
Nicht nur Grammatik ist schwer, auch Komma setzen 😉
Satzzeichen retten Leben !!!
„Wir essen jetzt Opa“
13. 3. 2012 um 17:26 |
Ja, ja.
Im Saal stand der Minister auf dem Kopf
den Zylinder am Fuß
schwarze Lackschuhe in der Hand
einen Spazierstock hinter dem Ohr
die Zwickerschnur eifrig im Gespräch vertieft.
13. 3. 2012 um 17:46 |
Das ist ja hinreißend! Wird sofort notiert. Gefällt mir noch besser als der an die Wand schreibende Mann.
13. 3. 2012 um 18:00
Ich habe es aus dem Netz gefischt.
13. 3. 2012 um 17:50 |
Frauen denken, Männer sind ohne sie nichts.
Frauen, denken Männer, sind ohne sie nichts.
Oh theomix, da hast du aber jetzt was losgetreten 😉
13. 3. 2012 um 18:05
Orthographie macht das Leben erst schön.
13. 3. 2012 um 17:35 |
Tja. Hätte der Journalist einfach „ihn“ statt „diesen“ geschrieben, wäre es zwar doppeldeutig, aber jede verstünde es sofort richtig. Stattdessen hat der Journalist sich erinnert, daß er in der Schule mal gelernt hat, alles ein bißchen „gehobener“ klingen zu lassen. Und prompt das falsche Wort genommen.
„… entleerten die Täter einen im Büro vorgefundenen Pulverlöscher in dem Raum, in dem sich auch das gefesselte Opfer befand.“ klingt auch lustig, ich sehe da den armen Mann zusammengekauert im Pulverlöscher, aus dem er dann mit Überdruck entfernt wird. Obwohl der Bezug auf „Raum“ hier wenigstens möglich ist. Aber sehr verkorkst formuliert.
13. 3. 2012 um 17:59 |
Den Polizeibericht zu entwirren ist auch ganze Arbeit. Da ist so etwas noch ein geringfügiger Grammatikschaden.
13. 3. 2012 um 17:38 |
Nun, ich sage mal, das kommt u.a. auch daher, weil Rechtschreibung nicht mehr ernst genommen wird. Einmal eine Folge sich widersprechender Rechtschreibreformen – und auch der Nachlässigkeit in den modernen Medien. Wer schreibt denn online noch möglichst ohne Fehler? Wer bemüht sich in Email, Blog-Kommentaren um richtige Orthographie, Stil, Grammatik? Kaum einer. Und woher soll’s dann kommen bei der Polizei?
😈
13. 3. 2012 um 18:00 |
Geschraubtes Beamtendeutsch ist älter als alle Reformen. Vermutlich auch langlebiger. 😯
13. 3. 2012 um 17:47 |
Lieber Jörg,
das wäre was für Bastian Sick. Der schnappt so Sachen gerne auf und weist auf die Grammatik hin . Nicht allen fällt das wirklich auf, das ist auch ein Phänomen…. Ich habe ihn kürzlich live erlebt.
Danke für das Mitteilen…..
Liebe Grüße
Erika
13. 3. 2012 um 18:01 |
Liebe Erika,
solche Dinge zu finden ist harte Basisarbeit. 😉
Herzlich, Jörg
13. 3. 2012 um 18:04 |
„[…]“ Aushang […] (aus Bastian Sick : Hier ist Spaß gratiniert)
13. 3. 2012 um 18:17
Danke für den Literaturhinweis.
13. 3. 2012 um 18:29
oh sorry 😉 hab nicht an die Verlagsrechte gedacht ……..
das Buch ist köstlich …. ich hab es sogar persönlich signiert bekommen ……
13. 3. 2012 um 17:51 |
Oh ja, der Polizeibericht! Vor einiger Zeit habe ich bei einer regionalen bayerischen Tageszeitung ein Praktikum gemacht und war dabei auch ein paar Mal dafür zuständig, den Polizeibericht zu kleinen, mehrzeiligen Artikeln zu verarbeiten. Bezugsfehler waren an der Tagesordnung. Das Ergebnis war manchmal in der Tat sehr amüsant… 😀
Der Grammatikstil liegt vielleicht auch daran, dass der Polizeibericht eben das Lästige an der Polizeiarbeit ist, das man halt noch so nebenzu schreiben muss. Also verwendet man darauf nicht allzu viel Sorgfalt. Könne ich mir jedenfalls vorstellen.
13. 3. 2012 um 18:07 |
Vermutlich lästig. Und wenn eine/r gut schreiben könnte, wäre sie oder er Pressemensch geworden und nicht Polizist. Das ist das Dilemma. 😉
13. 3. 2012 um 18:55 |
Genitiv ins Wasser denn Dativ – ist der Renner als T-ShirtDruck
13. 3. 2012 um 19:29 |
Fffön. 🙂
13. 3. 2012 um 19:26 |
😆 Können ja auch nicht alle so KK sein wie Du und ich 😉
13. 3. 2012 um 19:30 |
O, das fällt schon aus dem Rahmen. Ich traue mich nur nicht, das ganze Werk in all seiner Pracht hierhinzusetzen.
13. 3. 2012 um 19:40 |
Ich habe es mal verlinkt. (Siehe Nachtrag.)
13. 3. 2012 um 19:47 |
Ich wollt schon vorschlagen: Bring doch jeden Tag ein Sätzchen 😉
13. 3. 2012 um 20:31 |
In dem Kurier-Text ist ja der Satz mit dem niedergeschlagenen Angestellten im Feuerlöscher noch schöner.
13. 3. 2012 um 21:36 |
Eben. 🙂 Und die Täter bringen den Verletzten erst ins Krankenhaus und fliehen dann?