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Daran bin ich hängen geblieben und denke darüber nach…
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Schlagwörter: Gebet, Gottesdienst
This entry was posted on 23. 1. 2012 at 22:03 and is filed under Kopf und Herz. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.
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23. 1. 2012 um 23:38 |
Lieber Jörg,
schon seit ich Kind bin, wundere ich mich über den Sprachgebrauch im Rahmen von Gottesdiensten. Wörter, mit denen viele gar nichts anfangen können, da sie ihre Bedeutung für uns längst verloren haben. Und all dies oft so gedankenlos heruntergeleiert, dass man an alte, zu oft abgespielte Kassetten (wer erinnert sich noch daran? 😉 ) denken könnte… Wie soll Kirche mitreißen und begeistern, wenn 90 % der Besucher eines Gottesdienstes nicht mit dem Herzen dabei sind, sondern nur abspulen, was man eben so gelernt hat? Ich weiß nicht, ob das bei euch ähnlich schlimm ist wie bei uns in der katholischen Kirche, aber ich finde es größtenteils einfach nur noch grausam. Selbst wenn man gewissen Litaneien meditativen Charakter zusprechen möchte, ich glaube nicht, dass sie dafür gedacht sind, einen in Trance zu versetzen. Dazwischen dann noch das Gegrüße-zeihst-du-Maria, gebenedeit? gebeint? gebende-Deit/Deit-gebende? Wie soll ein Kind das verstehen? Und warum muss man das Vater unser runterleiern, als wär man auf der Flucht und wäre umso schneller in Sicherheit, je schneller man am Ziel oder beim Inewigkeitamen angekommen ist. Aber was heißt das eigentlich, deinwillegeschehe und wieauchwirvergebenunsernschuldigern?
Ich plädiere nicht nur für eine Sprachentrümpelung, sondern auch für eine Wortbewusstwerdung. Es sind Gebete, Lobpreisungen, wie soll das gehen, ohne sich dessen bewusst zu sein, was man sagt? Ohne dass man die Chance hat, die Worte individuell auszusprechen, zu betonen, in einem Tempo, in dem man Wort für Wort mitdenken kann? Statt von den „Vorbetern“ sprachlich überrollt zu werden…
Vielleicht habe ich jetzt am Thema vorbeigeschrieben, aber das lastet mir schon lange auf der Seele…
Ganz lieben und nachdenklichen Gruß,
Sunny
24. 1. 2012 um 11:38 |
Liebe Sunny,
ich meine, du bist mit deinem Kommentar mitten im Thema.
Ich kenne es aus katholischen Breiten, dass Gebete ganz schnell gesprochen werden. Anscheinend gilt das Ritual, wenn alles gesprochen ist, egal wie schnell.
Wir schlagen uns mit anderen Problemen herum: Man pendelt halt so zwischen unverständlichen traditionellen Texten und authentisch sein wollendem Selbstgestrickten.
Dass der Gedankenfluss nicht mit den Worten fortschwimmmt, sondern innehält – das soll ein Gebet schaffen. Ich muss darüber nachdenken, und erinnere mich, dass ich mal Psalm als Vorlagen für Gottesdienste genommen habe. Dieser Bilderreichtum! Die liturgischen Gottesanreden sind blass gegenüber diesen Bildern: Schirm, Fels, Burg, Hirte…
Ob alles zu verstehen sein muss? Ich meine nicht. Aber bewusst sollte es geschehen, wenigstens von denen, die es laut aussprechen.
Herzliche Grüße
Jörg
23. 1. 2012 um 23:42 |
Ich kapier’s net…
24. 1. 2012 um 11:42 |
Genau der Satz darf bei gottesdienstlichen Gebeten ruhig mal fallen, wenn es nach Fulbert Steffensky geht.Damit es nicht nur so dahinhuschelt… 😉
24. 1. 2012 um 22:47 |
Wobei bei uns Evangelen langsam „geleiert“ wird und man wenigstens die Chance zum Nach-/Mitdenken bekommt, wenn man will. Bei den Katholen kein bisschen Chance, weil sonst sofort der Anschluss verpasst ist!
24. 1. 2012 um 22:50
Ich hab mir sagen lassen, dass waschechte Katholiken sofort wieder reinkommen. Aber das nutzt mir nichts, dir nichts…
24. 1. 2012 um 00:33 |
ich habe mich erst mal über Flubert Steffensky schlau gemacht, weil ich meinte, ich müsste den Namen wohl mal gehört haben und den Namen Fulbert interesant fand.
Und was will er nun entrümpeln? Die Gebete? Ich halte das Nicht-denken-müssen für einen wesentlichen Vorteil von Lithurgien. Sind nicht Rituale etwas gemeinschaftsstiftendes gerade WEIL man sich ihnen überlassen kann?
24. 1. 2012 um 16:12 |
Vor langer, ganz langer Zeit habe ich ihn schon mal zum Thema gemacht, den „Flubert“…
Ich lese ihn gern udn bin daher befangen.
Rituale sind etwas Entlastendes oder sollen es sein. Ich lese das auch als Appell an Gottesdienstgestalter, dennoch ein bisschen darauf zu achten, welche Worte gewählt werden.
25. 1. 2012 um 08:31 |
Das finde ich gut. Zum Beispiel so Sprüche wie: „Wir sollen bleiben im Hause des Herrn Immerdar.“ Wer hat sich da noch nicht gefragt, wer Herr Immerdar sei? Oder: „Unser keiner lebt sich selber. Unser keiner stirbt sich selber“ Uffz. Bevor man den Sinn erfasst hat, ist die Predigt schon davongaloppiert.
25. 1. 2012 um 09:21
Das erste Beispiel, Psalm 23, da kann man durch richtige Betonung einiges retten. Andernfalls lässt sich darauf hoffen, dass der Herr Immerdar bei einem nächsten Wumbaba-Projekt erwähnt wird.
Römer 14, 7 lautet nach der aktuellen Lutherrevision: „unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber.“ Ein „unser“ gestrichen. Eine nächste Revision wird/ sollte das in „keiner von uns“ ändern, wie bei allen anderen Übersetzungen auch.
Und eine Revision sollte innerhalb der nächsten Jahre kommen, sonst wird diese Übersetzung nur noch etwas für elitäre Zirkel.
24. 1. 2012 um 16:46 |
Warum kriegst du keine Antwort? Ich fand den Namen auch lustig und dachte erst, der ist bestimmt erfunden 🙂
24. 1. 2012 um 19:04 |
Die Frage könnte einem Psalm entlehnt sein.
Der Name ist nicht erfunden, abgesehen vom Buchstabendreher.
24. 1. 2012 um 01:09 |
Er hat ja in vielen Fällen so recht!
Allerdings gibts es auch Ausnahmen und zwar nicht wenige.
Und dann gebe ich noch zu bedenken, dass gewohnte Formulierungen auch ihren Vorteil haben. Die haben was von „Heimat“.
Es ist gar nicht so leicht, altgewohnte, vertraute liturgische Formen und Formeln durch neue zu ersetzen und dabei auch wirklich verstanden zu werden.
Bemühen wir uns drum!
24. 1. 2012 um 11:43 |
Gerne!
Ich hab in der Antwort auf Sunny so einiges dazu geschrieben.
Gewohntes hat seine Vorteile, siehe die Psalmen, die mindestens zweieinhalb Jahrtausende auf dem Buckel haben.
24. 1. 2012 um 06:11 |
Das gilt nicht nur für liturgische Sprachverwendung. Andererseits haben Klischees auch den Vorteil, für den Hörer vertraut zu sein – das ist nicht immer schlecht.
24. 1. 2012 um 11:44 |
Die Waage halten wär ja was. Und durch so pikante Zitate über die Gewohnheiten (auch die eigenen) nachdenken ist auch was…
24. 1. 2012 um 09:47 |
Lieber Jörg,
ich hänge mich da mal mit dran….
Ich denke auch, dass viele was nachsprechen oder heruntersagen, ohne eigentlich darüber nachzudenken, was sie da überhaupt sagen
nachdenkliche Grüße
Erika
24. 1. 2012 um 11:45 |
Liebe Erika,
mal so, mal so, nur Nachplappern reicht nicht, und immer nur selbst was erfinden geht auch nicht. Zusammenklang von Kopf und Herz auch hier…
Lieben Gruß, Jörg
26. 1. 2012 um 05:43 |
Ich bin ja „raus“, weil im fremdschprachigen [sic] Ausland. Und unsere liturgischen Texte in der ERF sind erst etwa 20 Jahre alt, teils jünger – aber sehr gut formuliert. Ich habe die Texte der Agende I immer als furchtbar aufgebläht empfunden, um so begeisterter war ich über die guten Texte der „Liturgie jaune“, die allerdings auch laufend revidiert werden.
Gute liturgische Texte können der Gottesdienstgeschwätzigkeit, die im verlinkten Blog ein wenig vorher angesprochen wird, wirksam vorbeugen.
Die Sprache der Lutherbibel ist so ein Thema. Sie soll einerseits behutsam modernisiert werden, andererseits aber auch keinen Bruch mit älteren Versionen vollziehen. Zu Anfang meines Studiums war es unter vielen Studenten „in“, sich über sintemal&Co zu mokieren – und angeblich war ja eh die Lutherbibel so fern vom Urtext, man mußte Elberfelder Revidiert verwenden. Die ist aber liturgisch immer noch ungeeignet, wenn auch besser als die Urform: die Sprache ist einfach zu holprig und stolprig.
26. 1. 2012 um 12:18 |
Das Gottesdienstbuch ist zwar erst 14 Jahr alt, aber greift teilweise auf Altertümchen zurück. Ich freue mich über Vorlagen, die die Würze in der Kürze suchen. Schwatzhaftigkeit bei Gebeten mag ich nicht, „nicht plappern“ halt (Mt. 6,7.)
Zur Lutherbibel: Die Sprache verändert sich so, dass die Übersetzung in 10 Jahren museal klingt. Vor 27 Jahren pries man an ihr ihre „Abständigkeit“, die ließ damals innehalten. Aber allmählich wird der Abstand zu groß.
26. 1. 2012 um 23:45 |
Schwatzhaftigkeit bei Gebeten mag ich nicht, „nicht plappern“ halt (Mt. 6,7.)
Find ich gut. Mag ich auch nicht. Und eigentlich mag ich auch das heruntergeleierte „Herr, erbarme dich“ in den Fürbittengebeten nicht…
27. 1. 2012 um 19:56 |
Ich hab ihn mal predigen erlebt… denken muß man da tatsächlich noch selber. Ich finde, das ist ein Denkanstoß, der nicht unbeachtet werden sollte. Tust Du ja auch gerade nicht.
27. 1. 2012 um 21:04 |
Was tu ich nicht? Ach, diese doppelte Verneinung – ich nehme sie positiv 😉
Ich hab e öfters Vorträge gehört,, ja man kann ihm zuhören, er hat gewisse Lieblingsthemen, gewissen Lieblingsformulierungen – aber ich höre ihm gerne zu und werde auferbaut.. 🙂