Werners adventlicher Zwischenruf

Werners Kommentare sind seltener geworden. Seiner von heute ist so umfangreich und inhaltsschwer – ich hole ihn aus der Ecke und mache diesen Gastbeitrag daraus. Danke, Werner!

Heute erhielt ich einen Brief aus Bolivien. Auch dort wird gewartet, wie der Ausschnitt aus diesem Brief zeigt:

2010 – Der ganz andere Advent

Spätestens im November sollte in Bolivien die Regenzeit beginnen.
Dann wird in den fruchtbaren Ebenen des östlichen Tieflandes mit seinem subtropischen Klima Reis, Mais und Soja ausgesät.
Doch in diesem Jahr kommt der Regen nicht in unsere Region. Schon die Trockenzeit war extrem trocken, teilweise fiel monatelang kein Tropfen Regen. Das ist nicht nur für die Bauern schlimm, sondern auch für die Viehzüchter. Im Osten Boliviens wird praktisch für das gesamte Land Milch und Fleisch produziert.
Nun ist das Weideland verdorrt, die Wasserstellen vertrocknet, in einigen Gegenden wurde schon der Notstand ausgerufen.

„O Gott, ein Tau vom Himmel giess!
Im Tau herab, o Heiland, fliess!
Ihr Wolken brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus!

O Erd schlag aus, schlag aus, o Erd!
Dass Berg und Tal grün alles werd!….“

Hier bei uns ist alles trocken, selbst die widerstandsfähigsten Bäume, die Mangos, lassen nun auch ihre Blätter hängen, die Sonne brennt erbarmungslos bei mittäglichen 42ºC vom Himmel, ein glutheisser Wind dörrt die Lippen aus und überzieht alles mit einer gelblichen Staubschicht.

„Es wird sich die Erde und die Wüste freuen
und aufjubeln die Einöde und blühen wie eine Lilie…“

Der Fluss, aus dem unser Dorf sein Wasser erhält, besteht nur noch aus schlammbraunen Wasserlachen; absehbar, wann es überhaupt kein Wasser mehr geben wird.
An den Adventssonntagen zünden wir am grünen Plastikkranz die Kerzen an, die auch ohne die Flamme schmelzen würden.

„O Heiland, reiss die Himmel auf…!“

Wie lange müssen wir noch warten?

Nachbemerkung:

Spenden an:
Brot für die Welt
Misereor

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15 Antworten to “Werners adventlicher Zwischenruf”

  1. OneBBO Says:

    Auch empfehlenswert finde ich: http://www.help-ev.de/

  2. fudelchen Says:

    Ich wünsche dir ein fröhliches Weihnachtsfest.

    Herzliche Grüße ♥ Marianne

  3. interplanetar Says:

    Das landwirtschaftliche Problem ist nachvollziehbar, Wünsche verständlich. Daran hat sich im Vergleich zum Altertum nichts geändert. Agrawissenschaft ist aber heute grundsätzlich anderes wie Poeten, Kultus, Aberglaube.

  4. freidenkerin Says:

    Das ist schon sehr bedenklich, wenn die ansonsten verlässliche Welt quasi aus den Fugen gerät…

  5. Sven Says:

    Aktive Geldspenden helfen oft besser, als stille Gebete.

    Nachdenken darüber, ob und wie wir mit unserem Planeten wirtschaften – hilft mehr.
    Nur das haben wir bis heute nicht geschafft.
    Und ich bin da auch sehr pessimistisch ob das jemals klappen wird. Sich auf den Regen allein durch Bitten an Gott zu verlassen, das wird nicht funktionieren. Denn Gott lässt es regnen, da wo es regnet.

    Wir Menschen können uns allein solidarisch Miteinander verhalten. Nachhaltiges Spenden tut Gut.

    • theomix Says:

      Weißt du’s?
      Ist Beten nicht Arbeiten an einer welt- und himmelumspannenden Solidarität?
      Wie schreibt der von dir und mir geschätzte Bonhoeffer: „… unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in Sachen des Christentums muss neu geboren werden aus diesem Beten und diesem Tun.“ (Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung, München 1970, S. 328.)

  6. Sven Says:

    Morphische Felder also, wie sie auch britische Biologe Rupert Sheldrake beschreibt.
    Beten ist natürlich ein Teil der Arbeiten an einer welt- und himmelumspannenden Solidarität.
    Wie das Wünschen überhaupt immer.

    Ob ich`s weiß?
    Ich weiß es nicht. Ich ringe darum.

    • theomix Says:

      Ich wollte nur vermeiden, Beten und Arbeiten gegeneinander auszuspielen. (Die nichtbetenden Leser sollen ruhig weiterhin tun, sonst ist es ja alles Murks…)

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