Letztes Jahr erinnerte ich an meinen Arbeiter-Opa. Für ihn war dieser Tag ein Hoffnungstag.
Der Erste Mai hat seine lange Geschichte. Was ist daraus geworden? In den Städten gibt es einige Demonstrationen der Gewerkschaften. Ich weiß nicht, wie viele oder wenige mitgehen.
Auf dem Lande hier ist man müde vom Maibaum aufstellen und begießen.
Nachtrag: Der Deutsche Gewerkschaftsbund gibt an, dass 464.000 Menschen demonstriert haben. Das ist zusammengenommen nicht schlecht.
Aber bis auf die Tausenderstelle genau? Waren es nicht vielleicht 464.081?
Letztes Jahr hatte ich persönlich mehr von diesem Tag. An einem Samstag sind wenig Termine sonst. Und ich kann nicht schnell noch was einkaufen.
Der freie Tag sei dieses Jahr den Verkäuferinnen und Verkäufern bei den Discountern gegönnt. Beim Einzelhändler werden um 14.00 Uhr die Pforten geschlossen. In den Billiggroßläden ist bis 20.00 oder gar 22.00 Uhr auf. Das ist hart – wenn man an daran denkt, dass viele ja auch Familie haben, mit Schulkindern, die den Freitagnachmittag und Samstag durchhängen dürfen.
Geht die Zeit des gemeinsamen Familienwochenendes seinem Ende entgegen?
1. 5. 2010 um 08:32 |
Ich fürchte auch, daß Familienwochenenden oder Sonntage immer mehr seinem Ende zugehen. Weil die Gesellschaft meint, sie müsse rund um die Uhr einkaufen können, immer müsse man alles machen können usw. Immer mehr und immer toller muß alles sein. Die Stille und das Zurückziehen (in die Familie und für sich) geht immer mehr verloren.
1. 5. 2010 um 12:35 |
Insgeheim vertraue (oder hoffe) ich darauf, dass die wahrheit und das gute sich durchsetzen. Es gibt entwicklungen, die lassen sich nicht zurückdrehen. udn es gibt bedüfnisse, die lassen sich nicht verdrängen, nicht auf dauer. Ich sehe den unetrgang des sonntags noch nicht gekommen. Wenn das bewusstsein zunimmt, ist noch etwas zu retten.
1. 5. 2010 um 09:19 |
Ich glaube das gemeinsame Familienwochenende mit Samstag/Sonntag frei ist immer schon eine Illusion oder ein Ideal, das manche Privilegierte hatten, aber viele andere nicht. Meine Eltern haben samstags immer gearbeitet, meine Mutter eine zeitlang sogar recht lange, weil sie einen Laden hatte und da mussten Vor- und Nachbereitung gemacht werden. Mein Schwiegervater ebenso. Kein Tag, wo er frei hatte. Meine Vorfahren waren Bauern, da hat keiner nach verlässlichen Arbeitszeiten gefragt.
Bei mir liegen auf Freitag und Samstag oft Tagungen, manchmal auch noch bis zum Sonntag. Ich war gestern ganz erstaunt, als ein Praktiker bei einem Treffen in München sagte: „Mensch wie engagiert wir sind, wir arbeiten bis in den Freitag Nachmittag und sind dann erst abends spät zu Hause.“ Das ist für mcih Normalität und ich bin froh, wenn ich freitags schon Feierabend machen kann.
Trotzdem ist es wichtig, auch mal an die vielen Familien zu denken, die es nicht so gut haben, wie die, die geregelte Arbeitszeiten haben UND dabei noch relativ gut verdienen. Denn das finde ich den eigentlichen Skandal: die, die viel arbeiten und dann aber auch ganz gut davon leben können (und damit meine ich nicht nur Leute in Managementpositionen), die haben es vergleichsweise gut und können es irgendwie anders kompensieren. Aber wenn man im Discounter arbeitet, die Kinderbetreuung nach den Kita-Öffnugnszeiten organisieren muss und dann am Ende vom Monat das Konto leergefegt ist, dann ist das das, was mich wirklich nachdenklich macht.
1. 5. 2010 um 12:40 |
In der bäuerlichen kultur war seit dem mittelater der sonnntag schon ein hervorgehobener tag. Und seit der antike der jüdische sabbat. Dass die für den lebenserhalt notwendigen verrichtungen gemacht werden durften und mussten, war nie umstritten.
Neu ist, dass mit 7/24 alles nivelliert wird und dass seit den neunzigern das einkaufen zu einem event werden sollte, der doch am ach so freien sonntag (für die beati possidentes, die „glücklichen besitzenden“) ein neues glückserlebnis bringen sollte. Gerade das zweite hat meines erachtens risse bekommen.
1. 5. 2010 um 12:47 |
Du hast mal wieder in zwei Absätze gefasst, woran ich jetzt Stunden überlegte 😉 Vor allem auch das Bäuerliche, stimme ich voll zu. Wer heute mal mit einem richtigen Landbauern spricht, wird dort noch dieselbe Ehrfurcht vor dem Sonntag – mit den genannten Einschränkungen – finden.
1. 5. 2010 um 12:54
Gelegenheit zu gesprächen mit „richtigen“ bauern habe ich nun reichlich, und daher kommt es 😉 . Und obwohl es hier nur noch „bauern im nebenerwerb“ gibt, die meisten kennen es noch aus kindheit oder aus erzählungen ihrer großeltern.
3. 5. 2010 um 17:46
Eins stimmt schon: nur weil es sich so entwickelt, muss man es nicht so hinnehmen und positiv finden. Bei ehrlicher Betrachtung stört es mich zwar nciht, wenn ich am Wochenende arbeiten muss, aber ich unterscheide eben zwischen Wochenende und Nicht-Wochenende. Und mir kam die 7/24 in USA ebenso pervers vor, wie dass meine Freunde, die bei amerikanischen Firmen arbeiten, keinen Urlaub nehmen können ohne kommunikativ elekronisch ausgerüstet bis an die Zähne zu sein. Und an Wochenenden ihre berühmten „Calls“ haben. Ich denke dann manchmal aber auch: DIE schaffen sich ja irgendwie Ausgleiche (außer es sind Extremfälle, wie japanische Manager, die plötzlich tot umfallen – das ist ja eine Krankheit, die besonders in dieser Leistungsorientierten Gesellschaft auftaucht). Aber Leidtragend sind für mich dabei auch die, die arbeiten und arbeiten und dabei immer fremdbestimmt bleiben und wie gesagt am Monatsende nichts mehr haben…
3. 5. 2010 um 17:58
Das sind die Dinge, vor denen mir graust.
1. 5. 2010 um 09:24 |
Lieber Jörg, ich arbeite seit 13 Jahren am Wochenende und an jedem Feiertag (ausser dem 01.Mai:-), da das hier so im Touristengebiet natürlich wichtig ist, tun das die meisten meiner Freunde auch; meist macht es mir nichts aus, aber manchmal…hab ich genau diese Gedanken, wenn wieder einmal ein Familiegeburtstag oder ein Weihnachtsfest ohne mich stattfindet…oder ich wieder einmal an einem schönen Fest früher gehe, weil ich ja am nächsten Tag arbeite…
In den Städten finde ich es auch nicht wichtig, rund um die Uhr einkaufen zu können, ist doch alles eine Frage der Organisation und ein Ruhetag ist mehr als wichtig in unserer hektischen Zeit, finde ich…
Nachdenkliche Grüsse Andrea
1. 5. 2010 um 12:44 |
Liebe Andrea,
familienfeste am „wochenende“ und an weihanchten sidn ja auch bei pfarrersleuten nicht drin. Man kann sich daran gewöhnen, und/ oder es lässt sich zuweilen organisieren.
Danke für Deine persönliche antwort. Und gut, dass es den 1. mai gibt.
Genieß ihn schön! Beste grüße, Jörg
1. 5. 2010 um 11:02 |
Lieber Jörg,
ja, deine Zeilen stimmen mich auch nachdenklich… Mit meiner Selbstständigkeit merke ich, dass ich auch am WE sitze und arbeite, damit etwas weiter geht, damit sich der gewünschte Erfolg einstellt – und es macht Spaß, ich sehe und spüre es gar nicht als Arbeit! Aber ich spüre schon, dass ich mir wieder bewusst Zeit nehmen möchte… zum Lesen, für meine Schwester, für meine Mutti… zum Wandern…
Herzliche Maiengrüße zu dir, Elisabeth
1. 5. 2010 um 12:51 |
Liebe Elisabeth,
an die selbständigen habe ich dabei gar nicht gedacht. Mein vater hat sich mit ende 40 selbständig gemacht, da hieß es erst mal ranklotzen, und auch, als sich sein büro etabliert hatte, konnte ein eiliger auftrag nur gemeistert werden, wenn das wochenende angeknabbert wurde. (Wobei ich noch samstags vormittags schule hatte…)
Ohne einsatzbereitschaft geht es nicht. Aber wenn es gelegenheit gibt, etwas von der besonderen art des sonntags und dem freizeitgefühl des samstags zu “retten”, finde ich das viel wert.
Einen schönen feiertag und samstag wünsche ich dir, mit herzlichem gruß, Jörg
1. 5. 2010 um 14:24 |
Selbstständigkeit bedeutet gelegentlich, wie das bei deinem Vater war, Wochenendarbeit. Aber ich möchte fast wetten, dass auch dein Vater den Sonntag als etwas sah, was grundsätzlich freizuhalten war, oder?
Ich bin ja auch Freiberuflerin und wenn es nötig ist, arbeite ich Sonntag ohne ein langes Gesicht zu ziehen. Es ist für mich ein Notbehelf, aber nicht die Regel, wenn ich es vermeiden kann.
1. 5. 2010 um 21:42
Klar, das war in dieser richtung gemeint.
Und du bestätigst es ja.
3. 5. 2010 um 17:14 |
Alles zu seiner Zeit, wie wahr… Danke dir, lieber Jörg – und auch Dank an onebbo!
Auch Genuss und Faulenzen und sich Zeit nehmen bekommt seine Zeit… das verlangt der Körper ohnehin sehr bald 🙂
Herzliche Grüße von Elisabeth
3. 5. 2010 um 17:41
Der Sonntag ist besondere Zeit, es ist eben die Frage, ob ich sie wahrnehmen kann. er ist zum genießen und Faulenzen da. Zur Ruhe kommen ist angesagt…
Lieben Gruß, Jörg
1. 5. 2010 um 13:07 |
Lieber Jörg,
ich stamme auch aus einer Bauernfamilie, an der die Arbeit immer das Wichtigste war. Aber am Sonntag wurde nicht gearbeitet. Ich persönlich fand es auch schön, dass wir mit meiner jetzigen Familie Sonntags einen Familientag hatten, auch mit Ausflügen oder einfach zusammensein. Wenn der Vater schon die ganze Woche nicht für die Kinder aus beruflichen Gründen Zeit hatte, dann wenigstens am WE.
Bei uns hat es sich auch eingebürgert, dass wir am Samstag auch gemütlich frühstücken, es hat lange gedauert, bis ich das so konnte, weil uns immer eingeredet wurde, dass es doch schon spät sei und wir noch nichts „geschafft“ haben. Bin ich froh, diese Zeit ist so kostbar, wenn die Sonntage auch noch hektisch wären, mir würde das nicht gefallen, irgendwie liegt es auch in der Luft finde ich, dass mehr Ruhe einkehrt Sonnstags, zumindest hier auf dem Land, obwohl der Tourismus und die Feste auch zunehmen , auch an den WE……
Das waren meine spontanen Gedanken, das andere was mich am 1. Mai erinnert, habe ich ja letztes JAhr schon erwähnt.
Liebe Grüße und einen schönen 1.Mai
Erika
1. 5. 2010 um 21:38 |
Danke, liebe Erika,
für diese persönlichen erinnerungen und eindrücke! Der familientag samstags oder sonntags ist vielen wichtig.
Lieben gruß – und schönen sonntag!
Jörg
1. 5. 2010 um 16:28 |
Obwohl ich in einem Metier ( Mediztin ) arbeite, in dem eigentlich nie wirklich wirklich Rücksicht auf die Wochenende und Feiertage genommen werden kann und ich es deshalb gewöhnt bin, da zu arbeiten, sind mir die Wochenenden und auch einige Feiertage schon sehr „heilig“… 😉
1. 5. 2010 um 21:39 |
Das bewusstsein für diese besonderheit lässt sich nicht so leicht vom tisch wischen…
1. 5. 2010 um 20:04 |
Ich glaube, gerade weil vieles ohne Rücksicht auf den Tag getan werden muß, ist die grundsätzliche Sonntagsruhe so wichtig. Ein Tag, an dem ein allgemeines Aufatmen stattfindet, an dem man sich so weit wie möglich auf Möglichkeiten zur Ruhe und Freude besinnt, an dem man sich klarmacht, daß weder Arbeit noch Konsum grundsätzliche Werte darstellen. Ein Tag, an dem im Idealfall eine Familie zusammen sein kann.
Die völlige Aufhebung der Sonntagsruhe wird folgendes Szenario zum Normalfall machen:
Vater arbeitet von Dienstag bis Sonnabend und ist nach der Arbeit völlig kaputt.
Mutter arbeitet von Mittwoch bis Sonntag und ist nach der Arbeit völlig kaputt.
Kind geht von Montag bis Freitag zur Schule.
Am Sonntag kann das Kind mit dem Vater zusammen sein. Mit der Mutter gibt es keinen gemeinsamen Tag.
1. 5. 2010 um 21:40 |
Genau so sehe ich das auch.
3. 5. 2010 um 20:19 |
Nicht nur das. Wir hätten auch keinen Tag in der Woche mehr, wo wir von einigermaßen allgemeiner Ruhe ausgehen können. Kein Tag mehr, wo wir vor Klopfen, Hämmern und Sägen irgendwo in der Nachbarschaft Ruhe haben.
3. 5. 2010 um 20:47
Auch das eine Horrorvision. Wenn hier zum Kreiselbau auch noch sonntags irgendwo eine Kreissäge kreischte, wäre ich nervlich am ende…
2. 5. 2010 um 01:09 |
Ich hatte mal einen Schwiegervater, der gern von seinem Vater erzählte. Der war wochentags Landwirt und sonntags Laienprediger.
Samstags hat er die Kühe gewaschen und sonntagsfein gemacht; sonntagmorgens schaute er noch mal nach, ob sie auch noch sauber waren. Natürlich wurde jeden Tag gefüttert, getränkt, gemolken und gemistet. Aber nie wäre er an einem Sonntag oder kirchlichen Feiertag aufs Feld gegangen. Als tiefgläubiger Methodist und Einwanderer in einem ansonsten völlig katholisch geprägten Dorf achtete er übrigens auch die katholischen Feiertage, was ihm große Hochachtung der Eingeborenen einbrachte. Und mochte noch soviel Gewitter dräuen, er weigerte sich strikt, am Sonn- oder Feiertag aufs Feld zu gehen. Es wurde ihm immer belohnt, er hat nie um des Sonntags willen die Ernte verloren…
Heute schreibe ich Predigt, also ist Arbeitstag. Mein Sonntag ist der Montag, wenn da nicht Gemeinderat ist. Aber dennoch habe ich sonntagmittags und nachmittags Zeit für die Familie, da arbeite ich nur im Notfall.
2. 5. 2010 um 20:41 |
Danke! Dass mit dem bäuerlichen Schwiegervater ist sehr interessant…
2. 5. 2010 um 02:15 |
Unsere „ach so moderne Welt“ macht immer mehr Schritte zurück. Alles was sich die Menschen an Freiheiten erkämpft hat wird in der heutigen Zeit zunichte gemacht.
Kämpften früher die Gewerkschaften erfolgreich um mehr Freizeit und Lohn, müssen sie heute Schritt für Schritt ihre Ideen aufgeben.
Es wird Zeit das wir wieder anfangen zu kämpfen, unser Recht auf Leben in und mit Familie, in einem guten sozialen Umfeld.
Ich hoffe, ich habe mich richtig ausgedrückt.
2. 5. 2010 um 18:33 |
Nur wissen inzwischen viele – vor allem junge Menschen – nicht mehr, warum der freie Sonntag so wichtig ist. Diese „Tradition“ wird in vielen Familien nicht mehr vorgelebt – und selbst in den Familien, in denen es von den Eltern vorgelebt wurde, ist es teilweise verschütt gegangen.
So auch bei meinen Brüdern, leider – die sich Beide nicht beschweren würden, wenn Sonntags , wie auch rund um die Uhr. auch eingekauft werden könnte. So manche Diskussion wurde deswegen schon geführt, aber so etwas begreiflich zu machen ist schier unmöglich.
Genauso wie den meisten Menschen in Deutschland begreiflich zu machen, warum es wichtig ist, seine Freiheiten sowohl virtuell, wie auch „Real Life“ nicht durch Überwachung zu ersetzen, damit wir angeblich sicherer leben können.
Aber das ist wie bei vielem: Auch die Freiheit vermißt man erst, wenn man sie nicht mehr hat, und dann ist es zu spät.
2. 5. 2010 um 20:43 |
Vorübergehend hilft weitermachen, also irgendwie ja auch vormachen.
2. 5. 2010 um 20:42 |
Na, das musst du ja wissen, ob du dich richtig ausgedrückt hast. Ich finde schon. Ist was dran.
2. 5. 2010 um 21:44 |
Hallo, ich bin nicht aus Zucker!!! 😉 Wo bleiben deine von mir so geliebten Antworten?
Ich weiß, daß meine Gedankengänge nicht immer für andere nachvollziehbar sind. Direkt nach dem Schreiben kamen mir selbst so meine Zweifel.
2. 5. 2010 um 21:49 |
Steht doch da. Knapp, aber zustimmend.
sind es die augen
die nichts taugen
oder ist dein fester lesewille
stets ohne eine lesebrille
obwohl du ohne nur verschwommen glotzt?
Ja, so wird dann einfach rumgemotzt…
3. 5. 2010 um 00:19 |
Danke, nun bin ich zufrieden. 😉
3. 5. 2010 um 15:40 |
Und eine neue Brille?
3. 5. 2010 um 20:51 |
Brille ´her oder hin… Der Sonntag ist ein Feiertag… Basta !!!
3. 5. 2010 um 20:53 |
Der Sonntag ist der Sonntag. Und der Erste Mai ist ein Feiertag. 😉
1. 5. 2013 um 07:11 |
[…] Gedanken zum Tag der Arbeit […]