Pfingstlerisch: Von den Pfingstkirchen beeinflusst. Deren Gottesdienste zeichnen sich aus durch Ekstase, Dämonenaustreibungen und Heilungen.
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Meinem Kopf, einem halben Agnostiker, musste ich gut zureden. Das Herz ist seither „freigelegt“: einfach mal vertrauen, glauben, predigen, die Hand auflegen, auch wenn der Kopf fragt und mäkelt. Das geht. Ein bisschen schizoid, mag sein, aber mir geht es gut damit.
Seither kann ich in entsprechender Stimmung über Gott und die Welt herumwitzeln – und quasi im nächsten Moment weggehen, um zum „lieben Vater im Himmel“ zu beten, als gäbe es keine Theodizee-Frage, keinen Nihilismus oder andere Infragestellungen. Also, das Leben ist seither sehr bunt und farbig geworden.
Ich bin weiterhin Kopfmensch. Wenn man nicht Fragen stellen darf, dann ist es nichts für mich.
Aber das Herz kommt zum Zuge: das,was in der Bibel steht, so für mich übernehmen, dann und wann. Das geht jetzt auch. (Siehe mein spiritueller Espresso.)
Kopf und Herz vertragen sich. Besser als ich erhofft hatte.
Schlagwörter: Überblick, Espresso, Frömmigkeit, Spiritualität
25. 11. 2009 um 08:40 |
Mir geht es ähnlich. Vielleicht zweifle ich noch ein gutes Stück mehr an der Gottesfrage. Aber daneben kann ich auch gut in die Kirche gehen oder Stoßgebete (zum Himmel?) senden, die sowohl bitten als auch danken. Und manchmal haben Herzensangelegenheiten für mich auch ncihts mit Gott zu tun, sondern mit anderen Formen der Spiritualität. Den Strukturalisten ist ohnehin klar: jeder braucht Religiosität, um die Ungewissheit des „Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich“ (eine dreifaltige Frage) zu kompensieren.
Und die kritischen Theoretiker kritisieren gerade das Nur-Verkopft sein, machen es verantwortlich für die Völkermorde, weil durch alleinige Rationalität alles und jeder versinglicht wahrgenommen wird (entfremdete Arbeit und so). Es geht ihnen eben auch um eine Balancierung von Mimesis und Ratio (vielleicht das, was du Kopf und Herz nennst?).
25. 11. 2009 um 08:50 |
Ich will hier nicht den Atheistentroll machen, mich interessiert ganz aufrichtig, wie man beim Thema Gebetsheilung mit Gläubigen umgeht, die das statt medizinischer Behandlung versuchen wollen. Rät man denen dann, trotzdem zum Arzt zu gehen? Und falls ja, wie erklärt man ihnen, warum?
25. 11. 2009 um 08:53 |
Lieber Jörg,
schön, dass Dein Herz zum Zuge kommt, das spürt man auch.
Ich finde es auch gut, dass Du den Kopf mit einbeziehst.
Denn nur Herz, kann so herzzerreißend sein
und nur Kopf, das gibt so viel Spannung
wie immer ist die Balance wichtig.
Schön, dass Du Dein Herz sprechen lässt , sei es auch manchmal mit Worten aus dem Kopf, aber sehr herzlich
Ich wünsche Dir noch viel Farbe für Dein buntes Leben
herzliche Grüße von Erika
25. 11. 2009 um 11:00 |
@mialieh:
Mehr Licht, mehr Schatten.
Mehr Schatten, mehr Licht.
Es gibt Herzensangelegenheiten, die richten sich nicht an Gott. Aber Gott ist für mich mittlerweile ganz klar eine Herzensangelegenheit.
@Muriel:
Wo die Gebetsheilung häufig passiert (China, Afrika, Lateinamerika), ist das Gesundheitssystem so am Boden, dass Gebete eine gern gesehene Alternative werden. Auch im nichtchristlichen Bereich gibt es dann Heiler, Schamanen usw.
(Am Rande: Wir kriegen unser Gesundheitssystem auch noch kaputt,vielleicht nehmen dann auch hier die Heilungen zu.)
Natürlich, Psychosomatik – vom Kopf her kann ich dieser Erklärung nicht widersprechen.
Wenn man Gott hinter allem sieht, heilt er Kopfweh auch dur Einnahme von ASS.
Ich bevorzuge den Unterscheid zwischen „gesund“ und „heil“.
Heilung geht für mich tiefer als „gesund werden“. Wobei Gebete auch an der Heilung vorbeigehen können.
@Erika:
Dank dir für diese herz-liche Rückmeldung. Nach so langer Zeit musste ich den ganz wichtigen Asnstoß zu deisem Blog kundtun. Schön, dass es richtig bei dir angekommen ist! Und Danke für die guten Wünsche! Was wäre der Blog und sein Autor ohne Aufmunterungen in den Kommentaren, auch von deiner Seite!
Herzlich: Jörg
25. 11. 2009 um 11:14 |
@theomix: Natürlich kriegen wir unser Gesundheitssystem auch noch kaputt, aber meine Frage hast du jetzt eigentlich nicht beantwortet, oder habe ich nur nicht richtig gelesen?
25. 11. 2009 um 11:34 |
Eigentlich schon.
Da, wo das System am Boden ist, gibt sich das Gebet als „Alternativmedizin“. Auch bei uns kommen die Alternativen meist erst, wenn die konventionelle Medizin am ende der Weisheit ist.
Auch die beiden letzten Absätze meines Kommentars geben 2 mögliche Deutunsgrichtungen, warum es sich nicht widersprechen muss.
In den USA gibt es „Healing Centers“ von Pfingstlern und charismatischen Kirchen. In denen gehören Pastoren, Ärzte und Therapeuten zum Team und bemühen sich um Heilung und Gesundheit.
Also explizit. Da ist kein Widerspruch.
Ich habe damals „gelernt“: Die Gebetsheilung ist eine Sache der Gemeinde/Gemeinschaft. Nicht Wundertäter, nicht sakralisierte Materie.
In meinen Worten: Kopf wird nicht gegen Herz ausgespielt. Natürlich braucht es Ärzte. Es geht auch um eine Kompetenz im medizinischen Bereich, und die ist in diesem Beruf häufiger als beim Querschnitt von Gottesdienstbesuchern.
Außerdem sind die Gebete und Handauflegunegn ohne Erfolgs-Garantie. (Das verbindet sie mit dem medizinischen Betrieb…)
Jetzt beantwortet?
25. 11. 2009 um 12:33 |
Einfach glauben ohne Fragen stellen zu dürfen, ist für mich auch nichts.
Bevor ich Kinder hatte, habe ich häufig darüber nachgedacht, ob es Gott denn nun gibt oder nicht und was der Sinn hinter all dem ist. Ist es überhaupt wichtig, ob es ihn gibt oder nicht? Egal wie oft ich auch darüber nachgedacht habe, es hat zu keinem Ergebnis geführt. Das einzige was ich weiß ist, dass ich im Grunde gar nichts weiß. Und momentan kann ich damit ganz gut leben.
Kurz vor meiner Kommunion damals habe ich unserem Pfarrer und auch meinem Vater oft die Frage gestellt, warum ich überhaupt in die Kirche gehen soll und warum ich zur Beichte muss. Die Antwort darauf war: „Weil sich das so gehört.“ – Für mich keine befriedigende Antwort und seither bin ich auch nur noch zu besonderen Anlässen in der Kirche. Zur Weihnachtszeit (die einzige Zeit in der ich als Kind gerne in die Kirche gegangen bin, denn dann ist auch meine Mutter mitgekommen), bei Hochzeiten, etc.
Was ich von Heilung durch Handauflegen halte… wer weiß, vielleicht funktioniert es ja. Wissen tu ich es nicht. Und das ist auch ganz in Ordnung so
Liebe Grüße
Lilo
25. 11. 2009 um 16:11 |
Das „Heil“ in der Zuwendung zu sehen und dabei oft genug auch Gesundung zu erreichen oder wenigstens zu fördern, macht Ärzte sicher nicht überflüssig und arbeitslos.
Auf der anderen Seite gibt es genügend Beispiele und Studien, in denen deutlich wird, dass Ärzte oft eigentlich einen recht geringen Anteil daran haben, dass Krankheiten überwunden werden bzw. dass sie es nur verstehen müssen, Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und sei es nur durch die Verschreibung von – na wie heißen die denn noch mal diese wirkstoff-losen Ersatzmedikamente?
Das bewirkt sicher nicht bei allen Krankheiten eine Heilung, aber der Glaube an die moderne Medizin ließ oft genug vergessen, dass es Zusammenhänge gibt, die wir nicht erklären können (und auch nicht unbedingt erklären müssen.)
Wir tun uns schwer das Wort „Wunder“ zu gebrauchen, aber warum eigentlich sollen wir uns nicht ab und zu wundern dürfen über Dinge, die uns zufallen ohne dass wir sie erklären können?
Ist es denn wichtig, ob wir das dann der menschlichen Zuwendung durch Ärzte, durch Seelsorger, durch Menschen aus unserer Umgebung oder dem Wirken Gottes zuschreiben?
Werner
25. 11. 2009 um 20:33 |
@Lilo:
Ob es funktioniert,w eiß ich auch nicht. Es selbst zu tun, das hand auflegen, ist schön. eine normale evangelsiche gemeinde ist sicher nicht darauf vorbereitet, dass dort heilungen passieren.
Lebe gut damit! Die fargen sind wichtig, und der kopf kann auch „glauben“, anders als das herz. Skepsis ist da für mich integriert, selbst zweifel. Eine religion, die das nicht aushält, ist arm dran.
Und das herz findet seine weg…
@werner:
Ich mene, du bechreibst den weg „vom kopf zum herz“. Mit denken und fragen lässt sich nicht alles ergründen. Und das, was geschieht, einfach mal so als wunder deuten, dagegen habe ich nichts einzuwenden…
Was das herz erfährt, sind keine placebos, da bin ich mir (fast) sicher.
25. 11. 2009 um 20:51 |
Lieber Jörg,
und der Kopf ist so müde geworden
und die Sehnsucht so groß
nach Erfüllung
Gott trägt alles in sich. Schön so oder?
liebe Grüße
elisabeth
25. 11. 2009 um 22:35 |
Liebe elisabeth,
ja, so ist es. „Schön“ ist eines meiner lieblingsworte geworden, wenn ich etwas kommentiere, was mir gut gefällt. „Gott ist das Größte, Das Schönste und Beste, Gott ist das Süßte und Allergewisste, aus allen Schätzen, der edelste Hort.“ Da ist die Sehnsucht fast erfüllt.
Schön so.
Mit Grüßen von Paul Gerhardt ganz herzlich: Jörg
25. 11. 2009 um 23:27 |
Lieber Jörg,
vor 18 Jahren war ich mal in einem Pfingstgottesdienst, als ein für jene Fraktion bekannter Pfarrer in Hamburg zu Gast war. Ich ging da also hin, weil diesem Mann sein Ruf voraus eilte als ekstatischer Gebetsheiler und nach einigen Minuten begannen alle in der vollgestopften Kirche in Zungen zu reden. Ich stand da ehrlich wie vom Donner gerührt. Nicht weil mich das auch ergriffen hätte. Sondern weil ich offenbar die einzige war, die das nicht ergriff. Augenrollende seltsame Dinge säuselnde Menschen standen da überall, und Kranke liefen nach vorn und wurden angestupst. Ich fragte mich die ganze Zeit ob ich die einzig kaltherzige sei, da es mich so kalt liess, oder ob alle verrückt geworden seien. Es war wirklich eine so skurrile Erfahrung. Und die hatte ich total vergessen. Bis ich Deinen Artikel gerade las. Schwupps, war es wieder da. 😉
Kopf und Herz müssen versöhnt sein. Das ist auch für mich wichtig, und nicht einfach, da ich (immer noch) eine unverbesserliche Intellektuelle bin. In dem Sinne, dass es immer noch eine Versuchung für mich ist, erst mal alles zu Tode zu studieren. Aber ich lerne 🙂
Aber wenn man ein Kopfmensch ist, freut man sich um so mehr über die erreichten Momente der Versöhnung von Kopf und Herz, nicht wahr? 🙂 geht mir wenigstens so.
Danke und sei herzlich gegrüßt
Giannina
25. 11. 2009 um 23:47 |
@ gianna
Mir gings so ähnlich vor Jahrzehnten, auch da war ich in einem „charismatischen“ (kath.) Gottesdienst. Es war zwarncith so extreem wie das von dir geschilderte Treiben, aber die Richtung wars auch irgendwie und auch für mich war das unverständlich und nicht recht mit zu vollziehen.
Aber man wird älter (und vielleicht reifer?)
Und da bekommen manche religiösen Praktiken mit der Zeit einanderes Gesicht.
Vielleicht ist das mit der Wirkung von religiösen Praktiken dieser Art wie mit Allergien. Der eine ist sensibler dafür und der andere kann gar nicht verstehen, warum der andere was spürt und er nicht – obwohl beide den gleichen Einflüssen ausgesetzt sind.
Ich binjednefalls da inzwischen viel toleranter geworden, wenn jemand meint solche Gottesdienste zu brauchen.
26. 11. 2009 um 11:08 |
@klanggebet:
Liebe Giannina,
ob’s von Vorteil ist? Ich habe noch nie an so einem Gottesdienst teilgenommen. Mich überzeugten aber die Vertreter diese Richtung durch den klaren Kopf, den sie in den Diskussionen zeigten.
Ich finde Kopfmensch sein mittlerweile gut. Weil es so vieles gibt heutzutage, was einen benebelt oder zumüllt. Da einen klaren Kopf zu behalten ist eine wichtige Gabe.
Herzlich und kopflich grüßt: Jörg
@werner:
Wie G. geschrieben, ich habe es nch nicht erlebt. Die Referentin damals war auch eher angetan von Pfingstlern inn den Kontinetnten des Südens. In Deustchland ist die Richtung eher tiefkonservativ einzuschätzen. Der befreienede Aspekt kommt da zu kurz.
26. 11. 2009 um 18:35 |
@theomix: Ich nerve ja nicht gerne, aber eigentlich wollte ich gerne wissen, ob ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass ein Heilgebet keine medizinische Behandlung ersetzen kann, und falls ja, wie das formuliert wird.
Ich glaube ja gern, dass das ganz harmonisch läuft und dass niemand dadurch geschädigt wird, aber mich interessiert, wie die Heilbeter das eigentlich machen.
26. 11. 2009 um 19:44 |
Ich befürchte, ich kann deine Fragen nicht befriedigend beantworten.
Die Fortbildung wollte dafür werben, dass so etwas unter Gottes weitem Himmel vorkommt und theologisch legitim sein kann. Es ging nicht um ein interdisziplinäres Gespräch Medizin-Theologie.
Wir sahen als praktische Anschauung Video-Ausschnitte von einer Heilung mit Richard Bonnke. Es war aus Afrika, aus einer Gegend, in der nicht so viele Ärzte vorhanden sind. Die Referentin hatte zuvor die Texte des Heilungsgebetes mit uns diskutiert, dann sahen wir das Video. Wir bekamen bewusst den Namen des Autors vonenthalten, denn Bonnke ist in landeskirchlichen Kreisen nicht gerade beliebt.
Nochmal der Hinweis auf die „Healing Centres“: Zusammenarbeit von konventioneller Medizin und charismatischer Theologie.
Mehr weiß ich nicht.
27. 11. 2009 um 00:52 |
Jaaaa! Ach, ist das wundervoll! Gott IST ohne Zweifel eine Herzensangelegenheit! Und wie herrlich – aber bisweilen auch sehr schmerzhaft und aufwühlend – wenn beides arbeitet, Kopf und Herz! 😀
27. 11. 2009 um 12:36 |
Bis zu „schmerzhaft“ bin ich bisher nicht oder nur selten vorgedrungen. Beide vertragen sich, auch wenn sie unterschiedlich sprechen können…
8. 6. 2011 um 08:24 |
Grundsätzlich kann ich dem zustimmen. Leider habe ich bis jetzt nur Hardcorecharismatiker kennengelern, die krank waren und hinter jedem Busch ein Dämon sahen. Wenn der Kopf ok ist, kommt der Bauch hinzu. Ist am im Kopf nichts, endet alles Übergeistliche im Fleisch, in Vorwürfen und Beleidigungungen, die bis zur Verfluchung reichen. Da liegt eine leidvolle Geschichte hinter mir, über die ich eigentlich mal ein Buch schreiben sollte.
8. 6. 2011 um 17:47 |
Die „Migrantenkirchen“ sind wahrscheinlich ein wichtiges Kriterium, denn die haben oft etwas Unverbrauchtes, Frisches. Auf dieser Tagung hat niemand einem anderen den Glauben abgesprochen…
17. 8. 2012 um 04:56 |
[…] kann ihn von Herzen bejahen, geht er doch in Richtung meiner Erfahrungen. Und ich erinnere mich, die Referentin dieser Tagung ”Heilungsgebet und Gebetsheilung” empfahl […]