Die Buchhandlung lag in nächster Nähe zum Gymnasium. Als nach der Unterstufe ein weiteres Schulgebäude dazukam, war es wirklich nur über Eck.
Ein Schulbuch vergessen, noch ein Reclam-Heftchen zu besorgen? Schnell hin nach der Schule, und dann ging es auch zügig. Zumal damals in unserem Wohnort keine vernünftige Buchhandlung vorhanden war.
Hinter dem Eingangsbereich war es ein wenig düster in dem Bau, und es gab auch einen Kellerraum, aber der war die meiste Zeit Lager.
In den ersten Jahren betrat ich die Räume nur zaghaft. Ein schüchterner Kerl, die Verkäuferinnen waren auch etwas gouvernantenhaft zu den jungen Schülern. Irgendwann, so ab ein Meter achtzig, hat sich das gelegt. Da war ich dann erwachsener Kunde.
15. 8. 2009 um 09:39 |
Ja, Buchhandlungen haben etwas faszinierendes… Ich gehe selten raus, ohne etwas gekauft zu haben. Und bei mir hat es lange gedauert, bis ich meine Schüchternheit in der Buchhandlung meines Herkunftsortes abgelegt habe. Ob das daran liegt, dass ich die 1,80 Meter nicht erreicht habe? Oder daran, dass der Buchhändler ein wenig arrogant war und gleichzeitig aber sehr besorgt darum, dass die jugendlichen Käufern seinen Büchern nicht mit genügend Respekt begegneten?
15. 8. 2009 um 10:10 |
So eine Buchhandlung, die sich u.a. auf Schulbücher und Schulbedarf spezialisiert hatte, gab es bei mir auch…
Das war immer sehr aufregend, wenn man da etwas kaufen wollte/musste… Und die Verkäuferinnen, die fast alle aus dem Ort stammten und deshalb unsere Lehrer noch aus der eigenen Schulzeit kannten, wussten genau um die Vorlieben und Antipathien der einzelnen Lehrkräfte, ob in der Volksschule oder auf dem Gymnasium. Sie berieten einen immer sehr gewissenhaft und wenn man auf sie hörte, konnte man eigentlich nie etwas falsch machen, z.B. bei der Farbe des Schutzumschläge für die Schreib- und Rechenhefte… 😛
15. 8. 2009 um 10:15 |
@mialieh:
Doch wohl Letzteres, würde ich tippen…
@tmp:
„Meine“ war nicht nur für Schulbücher da. Immer wieder gab es Kistchen mit antiquarischen Schätzen. Aber davon mehr im zweiten Teil…
15. 8. 2009 um 10:52 |
Schulbücher gab’s zu meiner Zeit im Kellergeschoss des größten Buchladens vor Ort, wo ich die letzten 4 Jahre meines Schullebens verbracht habe. Und wann immer ich den Satz „Schulbücher kaufen“ höre, fällt mir dieser neonbeleuchtete Keller ein, wo die Bücher ordentlich nebeneinander standen, aus manchen guckten oben gelbe Laufzettel raus.
15. 8. 2009 um 11:21 |
1,80 m… wenn das das Maß fürs Erwachsenwerden wäre, da hätt ich das nie erreicht.
(übrigens. meine Enkelin – fast 4 Jahre – redet nie von Erwachsenen sondern immer von Gewachsenen).
Zur Frage Buchhandlungen…. Während des Studiums habe ich oft genug, den Geldbeutel zu Hause gelassen wenn ich in Buchhandlungen ging, um nicht in die Versuchung zu kommen Geld auszugeben, denn das war damals knapp.
Werner
15. 8. 2009 um 12:29 |
@onebbo:
Auch nicht die angenehmste Erinnerung.
@werner:
Das macht eben persönliche Berichte aus…
Im Studium, du meine Güte. Da waren Buchhandlungen eine ständige Verlockung.
15. 8. 2009 um 13:19 |
Oh, wenn es ums Schulbüccherkaufen geht, da fällt mir zuerst „Zeh“ ein. So nannten wir den Pater, der bei uns als ich in den unteren Klassen des Gymnasiums war, den Bücherverkauf managte. Dieser fand nämlich in der Schule statt und wurde erst später freigegeben dafür, dass man auch in die Buchhandlung gehen konnte. Dieser Pater war sehr streng und der Raum war winzig und roch – typisch Schule – nach Reinigungsmitteln und Butterbrotpapier. Es durften immer nur zwei Schüler rein und vor dem Raum bildete sich schnell eine Traube. Nie reichte die Pause oder die Zeit vor Unterrichtsbeginn für alle Schüler aus und wenn man zu spät zum Unterricht kam, wurde man geschimpft. Der Pater machte auch manchmal erst zu spät auf und hatte dann von seinem Flachmann (in der Schublade, wo er auch das Geld verstaute) hinlänglich Gebrauch gemacht. Ich war total erleichtert, als ich die Schulbücher in der Buchhandung meines Heimatortes kaufen konnte. Obwohl ich jetzt, wo ich das so aufschreibe, denke, dass dieser Pater eine gute literarische Figur abgäbe…
15. 8. 2009 um 14:17 |
@theomix: Keine unangenehme Erinnerung, gar nicht. Nicht so schlimm, wie die Schule 🙂
15. 8. 2009 um 18:20 |
@mialieh:
Mehr als das Mordopfer? Ansonsten eine schöne Erinnerung.
@onebbo:
„Neonbeleuchteter Keller“ klingt ja nicht gerade heimelig, daher…
15. 8. 2009 um 18:31 |
@theomix: Kerzenlicht wäre heimeliger gewesen, aber in einem Bücherkeller sicher nicht so ganz ohne….
15. 8. 2009 um 19:53 |
Lieber Jörg,
ich bin gerne in Buchhandlungen und stöbere dort herum. Wenn man mir eine Freude machen will, schenkt man mir einen Büchergutschein – und zwar von einer echten dreidimensionalen Buchhandlung und nicht etwa von Ama*on. Ich kaufe ein Buch nicht nur wegen des Klappentextes, sondern ich muss es auch in der Hand halten, spüren wie es sich anfühlt, wie dick die Seiten und wie groß die Schrift ist. Das alles kann mich neugierig machen oder eben das Gegenteil.
Als ich in Rendsburg bei meinen Eltern war, habe ich einen solchen Büchergutschein inklusive Babysitting von ihnen bekommen und habe einfach seit Jahren mal wieder ganz entspannt und in Ruhe zwei Stunden lang herumgestöbert – und das mit Erfolg, ich bin mit sieben (!) Büchern nach Hause gekommen, die ich jetzt genüsslich lese, wenn Sichtfeldchen schläft.
Liebe Grüße,
Mareike
15. 8. 2009 um 20:24 |
@onebbo:
Eine Buchhandlung mit Kerzenlicht habe ich bisher noch nicht gesehen. Aus guten Gründen, nehme ich an 😉
@Sicht-Feld:
Liebe Mareike,
dieses sinnliche Bedürfnis kann ich gut nachempfinden. Das beschreibst du sehr schön. Und das mit dem Gutschein klingt auch wunderbar. DAs braucht es auch manchmal, eine kinderfreie Zeit. Und da, wo kein Babysitter zur Verfügung steht, helfen auch die großen Versender.
Herzliche Grüße, Jörg
15. 8. 2009 um 21:03 |
@theomix: das wäre ein guter stoff für einen edgar wallace film mit klaus kinski in der hauptrolle gewesen… wer gibt heute noch so einen guten bösewicht ab?
15. 8. 2009 um 22:14 |
Lieber Jörg,
ich habe in Mainz eine Lieblingsbuchhandlung, über zwei Geschosse mit Sitzecke, in der man Espresso u.a. trinken kann, Spielgelegenheiten für Kinder, (eine schöne saubere Toilette), wenn ich nur mal kurz hineingehen möchte und mich umschauen, komme ich dort nie raus, ohne ein Buch oder Büchlein gekauft zu haben und die Zeit vergesse ich dort auch.
Schönes Wochenende wünscht Dir Erika
15. 8. 2009 um 22:18 |
@mialieh:
Zeh wie Kinski – vergangen.
@Erika:
Liebe Erika, solche Buchläden sind etwas besonderes, weil sie den Genuss beim Lesen steigern. Espresso und Sitzecke, gut.
Liebe Grüße, Jörg
15. 8. 2009 um 22:29 |
Mit neun Jahren habe ich mir bereits mein erstes Buch gekauft und auch vom eigen verdienten Geld bezahlt. Die Buchhandlung in unserer Nähe hatte immer einen Korb mit Büchern mit einem großen Schild,verstaubt oder beschädigt, neben der Eingangstür stehen. Ich weiß noch, wie aufgeregt und stolz ich war. Selbst als ich schon nicht mehr in der Großstadt wohnte, bin ich immer wieder in diese Buchhandlung gegangen. Leider wurde das Geschäft vor vielen Jahren geschlossen.
15. 8. 2009 um 22:35 |
Danke, dass du uns diese Erinnerung mitteilst. Es ging recht tief, und deshalb bleibt es dir wohl unvergesslich. In gewisser Weise sind Buchhandlungen auch mystische Orte, deshalb berührt das schon, wenn so eine Buchhandlung zumacht. (Dazu mehr im dritten Teil.)
16. 8. 2009 um 11:09 |
immer wieder gab es Kistchen mit antiquarischen Schätzen
DIE liebe ich ja über alles 🙂 In Tegernsee gibt es auch so eine ganz kleine Buchhandlung, die solche Kartons im Laden stehen hat. Da bin ich noch nie ohne etwas zu kaufen wieder raus gegangen 🙂
16. 8. 2009 um 11:27 |
Ich oute mich: Ich kaufe 99% meiner Bücher in Amazon. Das hat viele Vorteile für mich, vor allem kann ich Bücher auch bei Nichtgefallen innerhalb von 30 Tagen zurückschicken und bekomme den Preis voll ersetzt. Und nicht bei jedem Buch kann ich innerhalb von 10 Minuten erkennen, ob es gut ist oder nicht. Außerdem kann ich über Amazon Bücher gebraucht kaufen, womit ich schon viel Geld gespart habe. Ganz abgesehen davon, dass eine Buchhandlung in einer kleinen Großstadt gar nicht so viel im Angebot hat, wie ich vergleichen möchte. Und, last but not least, es gibt einfach Bücher, die nur die Online-Buchhandlungen führen, wie z.B. Bücher aus dem Verlag Books on Demand (da kann jeder Bücher verlegen). Die können die normalen Buchhandlungen auch ins Angebot nehmen, tun sie aber nur selten.
16. 8. 2009 um 20:27 |
@Wortman:
Von so einem Fischzug berichtet Teil 2. Wart’s ab.
@onebbo:
Wieso „outen“? Ist das was Schlimmes? Vieles ist über Versand praktischer und je nach Geschmack auch besser. Dass es jetzt die Möglichkeiten über das Internet gibt, ist doch vorteilhaft. Du zählst mehrerer Vorteile auf.
Eine Gefahr für kleine Buchhandlungen sind eher die großen Ketten als der Internet-Handel. Meine ich.
16. 8. 2009 um 22:23 |
Da bin ich gespannt 🙂
16. 8. 2009 um 22:37 |
Pst! Mittwoch. Und Freitag Teil 3. Aber es sind nur so kleine Erinnerungen…
16. 8. 2009 um 23:01 |
Ich komm dann vorbei 🙂
17. 8. 2009 um 07:58 |
@theomix: „Outen“ im ironischen Sinne, weil ja hier sonst nur Goody-Goodies auftauchen, die alle in Buchhandlungen, und nicht beim „bösen“ Internethandel kaufen 😉