Zum Welttag der Poesie wieder einmal etwas Selbstgemachtes (von Ende 1981). Wie ich (nach wie vor) finde, habe ich den Ton des Barock ganz gut karikiert.
Gartenphantasie
I.
Schenk mir ein paar raschelnüsse
und dazu noch knistertrauben,
oder gib mir tausend küsse,
dann will ich dir alles glauben.
Ist ein kuss mir deine mundes
teurer noch als purzelberen.
diese zwar sind was gesundes,
doch nur jener kann betören.
II.
Reich mir statt der stolperpflaumen,
diesen eklig süßen dingern,
jenen körperteil mit daumen
und verschieden langen fingern.
Längs der beete wolln wir gehen,
die zu unsrer rechten liegen;
rumpelbohenn sind zu sehen,
liebstes mahl der bröselfliegen.
III.
Flatterbirnen wehn im winde –
siehst auch du ihr fallobst schweben?
sind auch wir nicht, liebstes kinde,
ruhlos zwischen tod und leben?
Wenn die quaderäpfel rauschen
voller wucht in ihren bäumen,
will ich deiner antwort lauschen,
will die liebe nicht versäumen.
21. 3. 2009 um 08:52 |
wow, das ist ja klasse, lieber Jörg.
zum Welttag der Poesie auch was von mir :
LIED DER SEHNSUCHT
(Gilleleije 2001)
von erika für P.
Du bist bei mir
in meinen Gedanken
in meinem Herzen
in meinen Träumen
ich habe dem MEER
von dir erzählt
ich habe einHerz in
den Sand gemalt
mit deinem Namen
die Wellen haben
es mitgenommen
jetzt schwimmt es
ganz weit draußen
es schwimmt bis in
die Unendlichkeit
das Rauschen ist ein Lied
ein LIED DER SEHNSUCHT
in dieses Lied stimme ich ein
mein Herz wird froh
wenn ich deine Stimme dort
draußen am Horizont höre
ich spüre deine Worte
im Sand auf meiner Haut
sanft weht der Wind sie fort
an einen ganz geheimen Ort
wo sich unsere Seelen küssen
ich will dich nie mehr vermissen.
Ich schenke dem Meer
eine Träne von mir.
Einen schönen Tag und poetische Grüsse
♥-lichst erika
21. 3. 2009 um 09:22 |
@theomix: Gefällt mir, hat auch irgendwie was von Morgenstern-Einfluss, könnte das sein? 😉
21. 3. 2009 um 10:30 |
@erika:
Liebe Erika,
wahrhaft poetisch. Danke! Herzlich, Jörg
@onebbo:
Morgenstern, Barock, mehr Ringelnatz als mir damals bewusst war.
21. 3. 2009 um 10:39 |
@theomix:
Da wir ja alle Sammelbecken für Einflüsse sind, finde ich das trotzdem schön und auch durchaus was Eigenes.
21. 3. 2009 um 10:42 |
So ist es doch immer: Aus vielen fremden Zutaten entsteht etwas Neues, Eigenes.
21. 3. 2009 um 11:45 |
@theomix:
Naja, immer würde ich nicht sagen. Es gibt auch platte Plagiate (das stab ).
21. 3. 2009 um 11:50 |
„…wofür man besonders schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt.“ Auch das gibt es, ist nahe am Plagiat. Und ein bisschen wärme ich ja auch was Altes auf. .
21. 3. 2009 um 12:11 |
Ich bin wieder daha! Und das letzte War Wilhelm Busch, oder? Also: ich bin von deiner Dichteskunst beeindruckt. Wie phantasievoll…
21. 3. 2009 um 12:25 |
lieber Jörg,
ein herrliches Gedicht. Grandios.
irgendwie hab ich das Bild Du auf der Kanzel (gibts die auch bei den Protestanten) mit ganz ernster Miene und scheinbar getragen dieses Gedicht am Sonntag vortragen.
Zuerst weiß keiner was los ist
der Pastor ist verrückt geworden,
dann, wenn die erste Angst verflogen ist,
den Hirten nicht verloren zu haben
genießen sies, einer zieht sogar das handy raus
filmt mit und alle können sichs auf youtube ansehn…
Herrlich!
elisabeth
21. 3. 2009 um 14:05 |
@mialieh: Schön, habe dich vermisst 🙂
21. 3. 2009 um 14:36 |
Dass heute so ein Welttag ist, wusste ich nicht.
Aber gut, da willich auch mal in meinem Fundus graben und finde was.
Vorweg: Stanzen sindeine Gedichtform, die früher gebräuchlicher war als heute:
„Die Stanze bedeutet in der romanischen Metrik zunächst allgemein Haltepunkt oder Abschnitt in einem Gedicht, entsprechend einer Strophe. Hervorzuheben ist die achtzeilige italienische Strophe (ottava rima = Achtreim), bestehend aus 8 fünffüßigen (jambischen) steigenden Versen, in denen 2 Reime dreimal miteinander wechseln und dann mit 2 gepaarten Reimen schließen. Es ermöglicht mannigfache Variationen.“
(http://www.literatur-im-foyer.de/Sites/Strophenlehre/stanze.htm)
Herausgefordert wurd ich – noch nicht lange:
Jemand wollt Stanzen in mein Denken legen.
Zunächst wurd mir deshalb auch ganz schön bange,
ob sich da auch die richt’gen Reime regen?
Doch dann gelang es – brechend mit der Stange –
doch liegt auf diesem Tun denn auch ein Segen?
Auf alle Fälle hab‘ ich damit Nöte –
Denn schließlich bin ich armer doch nicht Goethe.
Ich folge einfach mal jetzt meinem Triebe
Setz mich ins Gras und schaue auf die Kühe
Ich denke nach – jedoch bei aller Liebe
Mir ist es jetzt als ob mein Kopf schon glühe.
Doch wenn ich lang genug mich darin iebe
gelingt es mir dann mit gering’rer Mühe. —
Du fragst dich nun vielleicht jetzt schon: „was will er?
Er tut ja grade so, als wär er Schiller.“
© wb 2005
poetisch gestanzte Grüße
Werner
21. 3. 2009 um 14:45 |
@werner: Stanzen kenn ich nicht, weiß nur noch was ein Sonett ist
Sich in erneutem Kunstgebrauch zu üben,
Ist heil’ge Pflicht, die wir dir auferlegen:
Du kannst dich auch, wie wir, bestimmt bewegen
Nach Tritt und Schritt, wie es dir vorgeschrieben.
Denn eben die Beschränkung lässt sich lieben,
Wenn sich die Geister gar gewaltig regen;
Und wie sie sich denn auch gebärden mögen,
Das Werk zuletzt ist doch vollendet blieben.
So möcht‘ ich selbst in künstlichen Sonetten,
In sprachgewandter Maße kühnem Stolze,
Das Beste, was Gefühl mir gäbe, reimen;
Nur weiß ich hier mich nicht bequem zu betten:
Ich schneide sonst so gern aus ganzem Holze,
Und müsste nun doch auch mitunter leimen.
Der Goethe hat das schön geschrieben
Viele Grüße von Erika
(und danke nochmals …..)
🙂 😛
P.S. zum Sonett
Ursprünglich eine italienische Gedichtform (mit einem Höhepunkt im Canzionere Petrarcas), breitete sich das Sonett schnell über ganz Europa aus. Das vierzehnzeilige Gedicht besteht aus zwei über Reime miteinander verbundenen Quartetten und zwei anschließenden Terzetten
21. 3. 2009 um 18:04 |
und weil gestern Frühlingsanfang war. passt heut auch das hier:
Wenn draußen wehen laue Lüfte
und du riechst süße Blütendüfte
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Wenn die, die leiden unter Pollen,
am liebsten Regenwetter wollen,
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Wenn’s früh am morgen nicht mehr finster
und an den Hängen blüht der Ginster,
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Wenn weiße Blüten du kannst sehen,
wo später reifen dann die Schlehen,
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Wenn Wiesen voller Löwenzahn
und voll von Füßen auch vom Hahn,
dann ist’s so weit:
s ist Frühlingszeit!
Wenn Pferde scharren mit den Hufen
und du fern hörst den Kuckuck rufen,
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Wenn du kannst mit Vergnügen schauen,
wie Amseln ihre Nester bauen
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Wenn morgens früh die Vögel brüllen,
mit Eiern ihre Nester füllen,
dann ist’s so weit:
’s ist Frühlingszeit!
Frühlingsgefühlvolle Grüße
Werner
21. 3. 2009 um 19:53 |
……………………
wenn den werner fängt beschwingt zu dichten an
und die Frühlingsgefühle kommen an ihn ran
dann ist´s soweit:
´s ist Frühlingszeit!
wenn der Jörg zeigt soviel Herz
vertreibt bei den Lesern manchen Schmerz
dann ist´s soweit:
´s ist Frühlingszeit!
21. 3. 2009 um 19:56 |
es sollte der werner heißenßen
ich wollte nicht den werner bei
es ist soweit:
es ist Frühlingszeit!
Frühlingsduftende Grüße
von Erika 🙂
21. 3. 2009 um 19:59 |
wenn Buchstaben rutschen gar umher
und das Schreiben fällt mir schwer
dann ist´s soweit
´s ist Frühlingszeit
♥-lichst Erika
21. 3. 2009 um 20:31 |
@mialieh:
Natürlich war das Wilhelm Busch. Gut erkannt.
@werner:
Schöne Verse sind dir da geraten. ich danke dir, dass du sie hier veröffentlichst.
Poetische Grüße, Jörg
@erika:
Und dich hat es auch beflügelt? Das ist beachtlich, was du da „zusammenreimst“. Danke auch dir! Herzliche Grüße, Jörg.
22. 3. 2009 um 19:12 |
an theomix: Das Gedicht ist sehr schön, mit lebendiger, erfundener Sprache. So schreibt ein Poet. f.G. ML50ff
22. 3. 2009 um 22:22 |
@monalisa:
Wenn das eine kundige Literaturkennerin sagt… Ganz lieben Dank für das dicke Lob!
22. 3. 2009 um 22:54 |
@elisabeth:
Liebe elisabeth,
vor lauter Weite auf deinem Blog habe ich dich bzw. deine Kommentar so stehen lassen.
Dabei hast du ja ganz toll kommentiert. Danke für das Lob! Und Lob für deine Phantasie, sehr schön. Natürlich, wir sin die mit den Kanzeln. Die „anderen“ haben Ambo, ganz andere haben die Bütt.
Der weiße König Wumbaba war ja schon mal mit auf der Kanzel.
Liebes Gedichte? Wäre insgesamt mal etwas, nicht zu einer Trauung, sondern im Sommer mal einfach so?
Aber, hier, gefilmt wird nicht. Auch nicht mit Handy. schon gar nicht, wenn es lustig sein soll, da bin ich dann ganz befangen.
aber sonst, lustig gedacht.
Liebe Grüße, Jörg
23. 3. 2009 um 08:48 |
Oh, wow, lieber Jörg,
das Gedicht ist genial, köstlich, anregend! Danke dir dafür! 🙂
Ich wusste gar nicht, dass Welttag der Poesie war, schade auch, dass der nur ein Mal im Jahr ist, denn ich denke, du hast noch viel mehr dieser wunderbaren Art auf Lager, nicht wahr? 🙂
♥-lichst Elisabeth
23. 3. 2009 um 09:48 |
Liebe Elisabeth,
wie auch weiter oben, so auch von dir: ich nehme auch dein Lob gerne entgegen 🙂
„VIEL mehr“ habe ich nicht, aber „mehr“. Alles aus alten Zeiten. Seit etwa anderthalb Jahrzehnten floss die poetische Energie in andere Stellen, Beruf und Familie etwa.
Jetzt kehrt aber einiges zurück, was aktuell zur Blog-Power genutzt wird…
Liebe Grüße, Jörg
23. 3. 2009 um 22:16 |
Lieber theomix, dein Gedicht ist sehr, sehr gut gelungen, voll von Phantasie, Philosophie und prallem Leben! Klasse! Danke für diesen Kunstgenuß. 🙂
24. 3. 2009 um 16:58 |
Liebe Freidenkerin,
vielen Dank!
21. 3. 2019 um 07:52 |
[…] https://theomix.wordpress.com/2009/03/21/zum-welttag-der-poesie/ […]