Welche Chancen haben die Landeskirchen mit ihren Strukturen? Die Tradition ist abgebrochen, in den Städten dünnt es mächtig aus, und die strukturschwachen Regionen zeigen als Erste deutlich, wie die Bindekraft der Institutionen nachlässt.
Ich lebe seit neun Jahren auf dem Land, die Zahl der Mitglieder wächst, dank vieler Neubaugebiete. Bei vielen gelten Kirche und Schule noch etwas. Die post- und modernen Zeiten sind natürlich auch hier. Keine Bange. Aber die Problemlage ist doch abgemildert. So bin ich da wohl bisher optimistisch naiv durch die Gegend gelaufen.
Ich nehme wahr: kleinere Gemeinschaften (freie Gemeinden, vor allem evangelikal, charismatisch, pfingstlerisch) können „schlagkräftiger“ sein. – Kein Anspruch, Gebiet abdecken zu müssen. Wer kommt, kommt, es bilden sich Personalgemeinden. Bei allem Für und Wider: Vielleicht liegen hier die Chancen der Zukunft – ein bisschen am eigenen Laden vorbei. Halb Konkurrenz, halb Erbe unseres Kirche-Seins?
Und damit auch halb Partner. Entschuldigung, macht anderthalb. Ziehen wir also eine andere Ebene ein:
Halb negiert, halb umworben?
Welche Chancen hat mein Boot, in dem ich sitze?
Antwort 1: Es hat welche, wie groß oder klein auch immer. Auch hier ist Geist von Gottes Geist. Aber es wird stürmischer.
Antwort 2: Bis sich auch bei uns Strukturen zum Guten verändern, heißt es dranbleiben und warten. Dranbleiben spricht für sich selbst. „Warten“: vieldeutig, worauf denn? Darauf, dass es uns ergreift. Darauf, dass wir die Marktlücke für unsere Art des Kirche-Seins finden. Zum Beispiel:
- Hier ist die Kirche, in der man auch Distanz haben und hinten sitzen darf.
- Hier ist die Kirche, die ihre Mitglieder gern hat, auch wenn sie nichts zahlen und sonstwie leisten.
- Hier ist die Kirche, die offen ist für das, was sie umgibt. Weil auch im Zeitgeist Gottes Stimme stecken könnte.
Ein gewagtes Profil? Einen Versuch wert!
Schlagwörter: Bindekraft, Distanz, Landeskirche, Leistung, Offenheit, Personalgemeinde, Postmoderne, Tradition
1. 1. 2009 um 17:56 |
Steckt im Zeitgeist der Hl. Geist? Vielleicht – Kirche muss nicht immer was extra machen (Bahnhofsmission), andere sind auch sozzial, die Servicemitarbeiter. Bescheidenheit ist angesagt. Der Geist weht eben, wo er will.
1. 1. 2009 um 20:02 |
Eben, liebe Diana, das ist die „Chance“: Der eigenwillige Geist. Unsere Planungen werden nicht helfen. (Ich befürchte, im Gegenteil!)
TROTZ unserer Planungen werden wir auf dem religiösen Markt mindestens eine Nische behalten.
Oder: „was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ 🙂
Grüße
Jörg
14. 10. 2013 um 07:32 |
Klasse, dein Beitrag! Ich sehe das auch so! Bin zwar katholisch, aber das ändert an der Sache kaum etwas. 😉
Ich mag meine Gemeinde, so, wie sie ist. auch wenns auch da mal „menschelt“, wie überall, wo Menschen sind. Da darf man eben auch mal hinten sitzen und einfach da sein. 🙂
Freunde von mir, die in evangelischen Freigemeinden sind, sehen das vermutlich anders, aber ich bleibe sehr gern in meiner Kirche und versuche lieber, da was zu bewegen. 🙂
14. 10. 2013 um 17:43 |
Menscheln – ja klar! 😉
Bewegen , bewegt werden? Annehmen, was ist, als erster Schritt.
14. 10. 2013 um 22:10 |
Ja, annehmen tu ich meine Kirche von Herzen, sonst wär ich gar nicht drin. 🙂
Mit Bewegen meine ich mitgestalten, mich einbringen, aktiv dabei sein.
14. 10. 2013 um 22:25
Das war mir schon klar, mit dem Bewegen. Es läuft halt nichts, ohne selbst bewegt zu sein.
Irgendwie war das ein bisschen aneinander vorbei; ich hatte mich sehr abgekürzt ausgedrückt. Aber es hat dich zu einem weiteren Kommentar motiviert, und ich finde ihn schön. Danke!
14. 10. 2013 um 08:05 |
Ich denke, dass die Kirche auf dem Land ein größeres Potential an Besuchern hat als in der Stadt. Und ich denke, es ist auch personenabhängig, je nach dem wieviel Charisma ein Pfarrer hat und wie er sich engagiert. Das ist bei allen Dingen so.
14. 10. 2013 um 18:10 |
Sicher ist Distanz zur den Kirchen in der Stadt ausgeprägter als auf dem Land. Ich merke jedoch, auf dem Land ist die Infrastruktur deutlich schlechter. Und Kultur? Gibt es ab und zu. Da ist man in der Stadt deutlich besser dran.
15. 10. 2013 um 08:21 |
Ich bin auch ein Städtekind … ich kann mir nicht vorstellen, auf dem Land zu leben.
Selbst am Stadtrand bin ich gescheitert….
15. 10. 2013 um 13:12
Seit 14 Jahren Landei, da merke ich schon einige Vorzüge. Das andere: Ich/ wir werde/n hier nicht ewig bleiben. schon wegen Dienstwohnung.
15. 10. 2013 um 17:47
Das ist der Nachteil an Dienstwohnungen!
15. 10. 2013 um 18:00
Wer weiß… 😉
14. 10. 2013 um 18:15 |
auch die alten Beiträge haben eine Chance
das finde ich gut
ein Beitrag zum Nachdenken allemal – Danke Dir !
zum Glück erleben wir hier auf dem Lande noch Gottesdienste mit guten Predigten…. Es muss nicht immer der Firlefanz sein, der die Menschen in die Kirche treibt…. Eine Predigt, die zu Herzen geht sowie manche Liedverse und der Segen geben Kraft für die ganze Woche
14. 10. 2013 um 19:28 |
Manchmal treibt der Firlefanz Menschen ‚raus. 😯
Nicht nur auf dem Land gibt es gute Angebote. Ich finde. Stadtgemeinden haben oft mehr Möglichkeiten und mehr Vielfalt.
14. 10. 2013 um 19:48 |
so hatte ich es EIGENTLICH gemeint mit dem Firlefanz, aber ungünstig formuliert 🙂
Obwohl es immer wieder auch auf dem Land Versuche gibt, den Menschen etwas „Neues“ zu bieten. Wie die Gottesdienste im Freien oder bei Festen ……
14. 10. 2013 um 19:57
Natürlich gibt es Gutes auf dem Land. Also bitte! 😉
14. 10. 2013 um 20:04
den TDOD habe ich in GUTER Erinnerung
heute habe ich sogar noch den Gemeindebrief gefunden mit einer Andacht von Dir…..
14. 10. 2013 um 20:06
🙂